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Das im Jahr 1972 entstandene Gemälde „Baum“ ist Teil der Serie „Landschaft auf tönenden Gründen“, die zwischen 1969 und 1973 entstand. Ganz aus Farbe gebildet, thematisieren die rund 100 Werke die Macht der Farbe und die durch sie erweckbaren Assoziationen. „Nach den Flügelbildern (…) kam es mir in den Sinn, den Gefühlswert der Farben auszunutzen. Hatte ich bisher meine gefundenen Formen auf die weiße Bildfläche gemalt, so tauchte ich diese Bildfläche nun in eine Farbe. Wenn ich dunkles Blau nahm, hatte ich schon die ganze Nacht vor mir. Ein ganz lichtes Blau – der Morgen, ein Caput mortuum mit Englischrot – der von der Sonne noch glühende abendliche Gewitterhimmel, Ocker – eine warme Gegend. Diese Macht der Farben, Naturstimmungen zu erzeugen, hatte ich fast vergessen, jetzt aber nützte ich sie neu aus.“ 1) Einer rauschenden Farbexplosion gleich verwendete Weiler strahlende Pigmente, die – dichtest aneinandergelegt – die kompakte Oberfläche des Bildgrunds bilden. Durch das intensive Kolorit entstehen farbige Energien, so dass die „tönenden Gründe“ zum Träger von Emotionen werden, die individuell auf die Wahrnehmung und Empfindung der BetrachterInnen einwirken. 2) Der Bildgrund fungiert nun nicht mehr als Hinter- oder Untergrund, sondern avanciert zum eigenständigen Bildteil, in Gleichwertigkeit und zugleich harmonischer Einheit mit den Bildmotiven. Statt auf reellen Natureindrücken oder Erinnerungen basieren diese nun auf der künstlerischen Phantasie: „Diese Bilder sind ganz künstliche Landschaften, künstliche Formen, die Natur suggerieren sollen. Erfindungen meiner eigenen Landschaften. (…) Erfundene Formen neuerer Naturen in schönen Farben. Gebildete Phantasie, Andenken an Formen der Wirklichkeit.“ 3) Der Baum, von Weiler als Versatzstück der Natur und ihrer permanenten Metamorphose immer wieder aufgegriffen und hier wie der einzige Bewohner eines winzigen Planeten dargestellt, wird Teil der phantasievollen, exotischen Landschaft. Gemeinsam bilden Bildmotiv und Bildgrund nun einen ganzheitlichen Organismus und so einen neuen, aus rauschenden Farbexplosionen generierten Kosmos. „Baum“ stellt nicht nur das größte, sondern zugleich auch das eindrucksvollste Werk aus der Serie „Landschaft auf tönenden Gründen“ dar. In keinem anderen Bild der Serie verschmelzen Bildgrund und Bildmotive zu solch ausgeprägter farblichen Harmonie. Weder vorher, noch jemals wieder danach, sind Farbe und Emotion so stark miteinander verbunden.
1) aus den Tages- und Nachtheften 1970, zitiert nach: Krapf 1975, S. 44 2) Vermutlich aus diesem Grund stellte Weiler die Serie bei ihrer erstmaligen Präsentation auch als „persönliche Landschaften“ vor, vgl.: Schmied 1998, S. 81 3) aus den Tages- und Nachtheften 1970, zitiert nach: Boehm 2001, S. 302