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„Die anatomisch gedachte Zeichnung denkt von innen nach außen.“ Mit diesem Statement verdeutlicht Josef Mikl seine abstrakte Ambition in der Malerei und Zeichnung, ohne jedoch das Figurative aus seiner Formenwelt auszuschließen. Es ist eine gefühlte Figuration und keine geschaute, von der sichtbaren Realität abgebildete. Zuerst steht die freie künstlerische Äußerung, der Pinselstrich, in seinem Wesen ungegenständlich, autonom, der aber in eine Matrix des elementar Figurativen eingespannt wird. Schraffuren bilden Flächen eines Malereikörpers, der sich selbst genügt und mit malerischen Mitteln aufgefüllt ist. „Ohne Titel“ von 1962 stammt aus einer Werkphase, in der ein fahrig dynamischer Gestus bei Mikl vorherrschend war, gefasst in ein formales System der aufrechten Figur. Diese Figur hat durchwegs Annäherungen zu skulptural kubistischen Formulierungen, wie etwa die von Fritz Wotruba. Auch Mikl hat vereinzelt kubisch-röhrenartige Objekte des Antropomorph-Maschinellen geschaffen. Das vorliegende Bild markiert eine Hochblüte des österreichischen Informel als wichtigster künstlerischer Beitrag der Nachkriegszeit. Mikl und seine Kollegen der Nächst St. Stephan-Gruppe sowie weitere Künstler schlossen sich rasch an die internationale Avantgarde des Abstrakten Expressionismus an und schufen eine fruchtbare Szene für die heimische Kunst.
Florian Steininger