Carl Moll

1861 Wien - 1945 Wien

  • Titel Bauernhof im Marchfeld
  • Datierung vor 1900
  • Technik Öl auf Leinwand
  • Maße 75,4 x 68,6 cm
  • Signatur links unten signiert: C. Moll rückseitig auf Keilrahmen Stempel des Rahmenmachers: A. Chramosta / Zur Stadt Düsseldorf / WIEN / I. Kärntnerstraße 58
  • Provenienz Galerie Würthle, Wien; ab 1985 Privatbesitz, Hessen
  • Literatur Monika Fritz, Der Wiener Maler Carl Moll, Diss. phil. Universität Innsbruck, Innsbruck 1962, Kat. Nr. 169; Cabuk/Rollig/Huemer (Hg.), Carl Moll. Monografie und Werkverzeichnis, Museum Belvedere, Wien 2020, S. 147, WVZ-Nr. GE 145 (im Online-Werkverzeichnis abgebildet)

Unter einer Schatten spendenden alten Linde hat sich eine Entenschar als Zuflucht vor der Sommerhitze eingenistet. Daneben führt der sonnige Weg zum Bauernhof, vorbei an einem Holzknecht, der vor einem Haufen von Rindenmulch Holz stapelt. Während Vorder- und Mittelgrund im Schatten liegen, erkennt man in der flirrenden Mittagshitze im Hintergrund die besonnten Dächer des Hofes. Am Höhepunkt seiner Auseinandersetzung mit dem Impressionismus beschreibt Moll im divisionistischen Pinselduktus das Landschaftsmotiv als Gegenlichtstimmung. Durch die ausgewogene Farbkomposition strahlt das Werk eine stille Harmonie aus. Es entstand mit einer Gruppe von Bildern wie „Siesta“ (GE 147), „Sommer im Marchfeld“ (GE 146) und „Gänsemarsch“ (GE148, GE 149) bei Markthof in den March-Donauauen, wo ein Verwandter einen Bauernhof betrieb. In virtuoser Malweise beschrieb Moll die blau getönten Lichtreflexionen auf den verschiedenen Oberflächen, der Baumrinde, im Gefieder der Enten und der üppigen Baumkrone, durch die stellenweise das Sonnenlicht dringt. Molls intensives Studium der französischen Kunst wird darin bemerkbar. Er lernte sie anhand der Originalwerke kennen, während er als Delegierter Österreichs 1900 in Paris die Beteiligung der Secession an der Weltausstellung vorbereitete. Als Gründungsmitglied setzte er sich vehement für die Ausstellung der Kunst aus Westeuropa ein, sodass neueste Tendenzen des Neo-Impressonismus, Werke von Seurat, Signac und Théo van Rysselberghe in Wien gezeigt wurden. Auch in der VII. Ausstellung der Secession, in der dieses Gemälde mit großer Wahrscheinlichkeit gezeigt wurde, konnte man Werke des französischen Pointillisten Paul Signac neben Klimts Fakultätsbild der Philosophie sehen. Indem Moll jedoch in seinem Gemälde motivisch auch an die Tradition des österreichischen Stimmungsimpressionismus anschloss, kann man seine, auch für das Programm der Secession paradigmatische Fähigkeit zur Kontextualisierung des Neuen mit lokalen Strömungen ermessen.

Cornelia Cabuk