Joannis Avramidis

1922 Batumi, Georgien - 2016 Wien

  • Titel Kopf mit tiefenräumlichen Flächen I
  • Datierung 1969/1970
  • Technik Bronze
  • Maße Maße 144 x 35,5 x 53,5 cm
  • Signatur auf der Basis signiert und nummeriert: AVRAMIDIS 2/3
  • Provenienz Galerie Raimund Thomas, München; Privatbesitz, Liechtenstein
  • Literatur Vgl. Michael Semff, Avramidis. Skulpturen und Zeichnungen, München 2005, Abb. S. 142f., Nr. 81f.; Vgl. Joannis Avramidis, Ausstellungskatalog Leopold Museum Wien, Wien 2017, Abb. Titelseite und S. 148

Joannis Avramidis wurde 1922 als Sohn griechischer Eltern in Batumi im heutigen Georgien am Schwarzen Meer geboren. 1939 emigrierte seine Familie zuerst nach Griechenland und vier Jahre später nach Österreich, wo er in Wien nach Kriegsende sein bereits in Batumi begonnenes Kunststudium wieder aufnahm. Zunächst studierte er Malerei, dann von 1953 bis 1956 Bildhauerei bei Fritz Wotruba an der Akademie der bildenden Künste. Bereits 1962 vertrat Joannis Avramidis Österreich auf der Biennale in Venedig und war auch mehrfach auf der documenta in Kassel vertreten. Von 1968 bis zu seiner Emeritierung 1992 hatte er eine Professur für Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste inne. Joannis Avramidis starb 2016 in Wien. Das zentrale Motiv in seinem künstlerischen Schaffen war zeitlebens der Mensch – auch in den Arbeiten, die weitgehend abstrakt sind. Ausgehend von einer intensiven Auseinandersetzung mit der griechischen Antike und der Proportionslehre der Renaissance galt seine wesentliche Beschäftigung der Suche nach einer allgemeingültigen Darstellung der menschlichen Figur. Auf der Suche nach der absoluten Figur reduziert Joannis Avramidis organische Formen nach selbst auferlegten Konstruktionsprinzipien. Avramidis selbst sagte über sein künstlerisches Schaffen: „Meine Arbeit ist die Demonstration der Herstellung einer objektiven, d. h. vollkommen erfaßbaren Form. Diese Form ist die primäre Voraussetzung für die Schaffung eines Kunstwerks.“ (1) Hervorzuheben sind insbesondere zwei wichtige Werkgruppen: die blockartigen Figurengruppen sowie die Kopfplastiken, zu denen auch das vorliegende, um 1969/70 datierte Werk gehört. In „Kopf mit tiefenräumlichen Flächen I“ fügte er verschiedene Flächen zu prismatischen Blöcken zusammen, die an archaisch anmutende Urformen erinnern und dadurch besonders zeitlos und elegant wirken. Dabei kommen seine Figuren immer ohne physiognomische Differenzierung oder individuelle Merkmale aus. Sie zeigen keine Gefühlsregungen oder großen Gesten, sondern sind auf ihre bloße Existenz, auf ihr Sein, frei von Raum und Zeit reduziert.

(1) Joannis Avramidis, Antworten, in: Joannis Avramidis, Ausstellungskatalog Kestner-Gesellschaft, Hannover 1967, S. 82