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Die Kopfplastiken gelten als eine der wichtigsten Werkgruppen im Œuvre des Bildhauers Joannis Avramidis (1922–2016). Waren seine Köpfe Mitte der 1950er Jahre noch archaischer in ihrer ästhetischen Anmutung, so manifestiert sich ab 1960 bereits eine prägnante Systematisierung und modulhafte Zusammensetzung der Skulptur. Auf seiner Suche nach objektiver Form, in der sich die Struktur und Gesetzmäßigkeiten des menschlichen Körpers darstellen lassen, gelangte er zu einer immer stärker abstrahierenden Formensprache. Joannis Avramidis wurde 1922 in Batumi, im heutigen Georgien, als Sohn griechischer Eltern geboren. Die Verfolgung und die Inhaftierung des Vaters und sein damit verbundener Tod zwangen die Familie 1939 zur Auswanderung nach Griechenland. Avramidis musste sein 1937 begonnenes Studium an der Kunstakademie von Batumi abbrechen. 1943 kam er als Zwangsarbeiter nach Wien und nahm nach Kriegsende sein Kunststudium an der Wiener Akademie der bildenden Künste wieder auf, zunächst in der Malereiklasse von Robin Christian Andersen und ab 1953 in der Bildhauerklasse von Fritz Wotruba. 1962 vertrat der junge Künstler Österreich auf der Biennale in Venedig und nahm 1964 auf der documenta in Kassel teil. Ab 1968 bis zu seiner Emeritierung 1992 war er selbst Professor für Bildhauerei an der Wiener Akademie und erhielt 2013 das Große Goldene Ehrenzeichen mit Stern für Verdienste um die Republik Österreich. Bereits Mitte der 1950er Jahre zeigten frühe Torsi seine Vorliebe für eine säulenförmige, stelenartige Auffassung der Skulptur, die aus verschiedenen, „übereinander gestapelten" Segmenten besteht.
Diese Segmentierung sollte er auch in seinen Kopfplastiken anwenden. So zeigt der Bronzeguss „Kopf II" von 1965 alle charakteristischen Parameter seiner künstlerischen Praxis: die Reduktion auf das Wesentlichste, die Auffassung einer geschlossenen, kompakten und abstrakten Form, die jegliche Individualität ausschließt und keine Merkmale des Gesichts wie Mund oder Augen andeutet. Die 1965 gefundene Kopfform sollte Avramidis in Varianten nochmals verwenden und in späteren Papierarbeiten – angelehnt an den rumänischen Bildhauer Constantin Brâncuși – den Kopf noch weiter reduzieren und als reine Ovalform darstellen. Doch wie in „Kopf II" ist trotz weitgehendster Abstraktion und Reduktion auf eine segmentierte Rundform die Aussage über den Menschen stets noch ablesbar, ja, sie ist sogar umso prägnanter.
Silvie Aigner