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Friedensreich Hundertwassers Werk „Tibetruhe“ entstand im Jahr 1958. Der Titel steht den tatsächlichen Entwicklungen in Zentralasien entgegen, wo zu dieser Zeit – mit dem Einmarsch Chinas, der Deklaration Tibets als integralem Bestandteil der Volksrepublik und nur einem Jahr vor dem Aufstand für den Dalai-Lama – die Lage höchst angespannt war. Im weit entfernten „La Picaudière“, dem inmitten von Feldern und Wiesen idyllisch gelegenen Bauernhaus in der Normandie, lässt Hundertwasser in leuchtenden Eitempera- und Aquarellfarben, unvermischt nebeneinander aufgetragen und durch tiefes Schwarz effektvoll hervorgehoben, ein friedvoll-ruhiges, äußerst harmonisches und farbkräftiges Bild entstehen. Als aufmerksamer Beobachter des globalen Geschehens und aktiver Zivilisationskritiker negierte er mit dem Titel keinesfalls das zeitgenössische Geschehen. In keinem direkten Verhältnis zum Inhalt stehend, referieren die Werknamen stets vielmehr auf Gedanken und Gefühle des Künstlers während des Malprozesses. Sie visualisieren Klänge oder Laute in unübersetzbarer „Wortmalerei“ oder beziehen sich auch auf die Orte ihrer Entstehung: „Wenn ich male, träume ich ja. Das ist so, wenn der Traum zu Ende geht, erinnere ich mich nicht mehr an das, was ich geträumt habe, das Bild aber bleibt. Es ist das Resultat des Traumes, aber ich kann den Ursprung des Traumes nicht mehr entdecken. Also, wenn der Maler nicht mehr völlig erstaunt ist über das, was er malt, dann ist es kein gutes Bild, denn ich selber möchte mich von meinen eigenen Bildern überraschen lassen. Ich möchte ständig meine eigenen Bilder entdecken. Dadurch schalte ich einen Teil meiner Persönlichkeit aus, es kommt dann von ganz woanders, d.h. ich schalte meinen Intellekt aus, um etwas anderes wirken zu lassen, das von ganz weit herkommt, ganz ganz weit herkommt.“ 1) Hundertwassers Werke verbildlichen vielmehr Sehnsucht und zeugen zugleich von einem erfüllten Leben: „Ich habe ein festes Gefühl dafür, wie das Leben sein soll und wie das Paradies sein soll. Ich möchte viel lieber in einem Stuhl sitzen und das Paradies betrachten, aber da es sich nicht bilden will, muss ich es leider selber tun.“ 2) 1970 überarbeitete Hundertwasser das Aquarell, seitdem befand es sich in renommierten internationalen Sammlungen und wurde in ausgewählten Museen ausgestellt, zuletzt 2001 im Musée des Beaux-Arts et de la Dentelle in Alençon, in unmittelbarer Nähe seines Entstehungsorts.
1) Hundertwasser in: „Hundertwassers Regentag“, aus: Dialogliste zum Film „Hundertwassers Regentag“ von Peter Schamoni, 1973; zitiert nach: Kunsthaus Wien, Hundertwasser, Die Kunst des grünen Wegs, Ausstellungskatalog, Wien 2011, S. 138 2) Hundertwasser in: „Nacktrede für das Anrecht auf die Dritte Haut“, gehalten als erste Rede Hundertwassers in nacktem Zustand am 12. Dezember 1967 in der Galerie R.P. Hartmann, München; zitiert nach: Kunsthaus Wien, Hundertwasser, Die Kunst des grünen Wegs, Ausstellungskatalog, Wien 2011, S. 130