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Der geniale Einzelgänger Gustav Klimt hinterließ ein qualitativ wie quantitativ exemplarisches grafisches Œuvre. Bereits zu Lebzeiten erfuhr die singuläre Meisterschaft des charismatischen Schöpfers vieler unvergleichlicher Akte große Bewunderung. Klimt interpretierte sensibel und unmittelbar ausgeführte Zeichnungen nach dem lebenden Modell synonym zu seiner gestalterischen Kreativität. Er betrachtete diese sowohl als Studien, die den künstlerischen Schaffensprozess transparent machen sollten, als auch als grafische Werke per se. Signifikante Konstanten seiner vorbildhaften Zeichenkunst waren das Primat der Linie und die souveräne Beherrschung der probaten technischen Mittel. Die lineare Ästhetik der durch eine schwebende Leichtigkeit charakterisierten Frauengestalten manifestiert sich in sinnlichen und immateriellen Darstellungen von "Figuren, die keine Individuen sind, sondern Allegorien der Ursituationen des menschlichen Lebens"1.) In unserer Zeichnung "Akt von vorne, die Hände in die Hüften gestützt" von 1911 verankerte Gustav Klimt eine aufrecht stehende weibliche Gestalt zentral in der Fläche. Die Körperrundungen der monumental in sich ruhenden, introvertiert wirkenden Frauenfigur sind subtil akzentuiert. Abwechselnd leicht und kräftig gezeichnete, rhythmisch beschwingte Konturen betonen dabei nicht nur die sinnlichen Körpermerkmale, sondern evozieren durch ihre Verdichtung auch eine räumliche Nuancierung – Volumen, Plastizität und sogar Lichtwerte. Die von Klimt stets intendierte ausgewogene Flächengliederung, die ausgeklügelte Balance zwischen Körper und Leerfläche, ist durch die Verwendung markanter leerer Felder kongenial realisiert. Der dreieckige Durchblick unter dem abgewinkelten linken Arm ist ein besonders anschauliches Beispiel dafür.
1) vgl. Marian Bisanz-Prakken, "Der Zeichner Gustav Klimt", in: Ausstellungskatalog "Gustav Klimt. Die Zeichnungen", Albertina, Wien 2012, S. 10–19, hier: S. 11