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Thematisch beschäftigt sich Egon Schiele im Jahr 1911 mit komplexeren Themen und Allegorien als in den Jahren zuvor. Da die neuen Motive nun mehrere Figuren aufweisen, werden auch neue kompositorische Lösungen erforderlich. Schiele entfernt die reale Welt aus den Motiven, ähnlich wie sein Vorbild und Förderer Gustav Klimt. Doch anders als Klimt, der seine realistisch wiedergegebenen Figuren mit üppigen, dekorativen Rahmen umgibt, entscheidet sich Schiele im expressionistischen Sinne für einen rein abstrakten Raum ohne jegliche dekorative Struktur. Er zerlegt dafür die Bildebene in geometrisch-abstrakte Formen, die wie bei Klimt weder vollständig in die figuralen Komponenten integriert noch völlig getrennt sind. Bei Schiele koexistieren sie unruhig nebeneinander. 1911 bevorzugt Schiele in der überwiegenden Anzahl seiner Werke die Aquarellmalerei. Wiederholt verwendet er kräftige Farbkombinationen aus Rot-Orange-Tönen und Schwarz, später im Jahr auch gedecktere Kombinationen mit Blau, Schwarz und dunklem Violett. Mit Bleistiftvorzeichnungen unterteilt Schiele das Blatt in verschiedene Farbflächen, die dann mit Farbe ausgefüllt werden. So entwickelt er rein zweidimensionale Motive und verzichtet darauf, ein realistisches Volumen zu erzeugen. Die Oberflächenstruktur wird durch den Fluss der feuchten, teils schon wässrigen Farbe auf dem Papier gekennzeichnet und weniger durch Pinselstriche.
Die kleine Aquarell-Studie steht sowohl kompositorisch als auch maltechnisch exemplarisch für das Jahr 1911: Die vielfigurige Komposition vor abstraktem Hintergrund weist die charakteristische Farbgebung in Orange/Gelb und Schwarz auf, in den vorgezeichneten Flächen wird die Struktur der nass aufgetragenen Aquarellfarbe deutlich. Auch wenn diese Studie nicht unmittelbar als Vorlage für ein Gemälde diente, so lassen sich doch kompositorische Ähnlichkeiten zu den Gemälden „Prozession“ und „Zwei stehende Figuren in habitartiger Kleidung (Jesuiten)“ (Kallir P 197 und P 198) erkennen.