Erika Giovanna Klien

1900 Borgo di Valsugana - 1957 New York

  • Titel Häuser
  • Datierung 1924
  • Technik Aquarell, Tempera und Öl auf schwarzer Kreide und Kohle auf Leinwand auf Karton
  • Maße 38 x 50,9 cm
  • Signatur links unten datiert und signiert: 1924 / KLIEN
  • Provenienz Privatbesitz, Europa
  • Literatur Husslein-Arco/Bast/Krejci/Werkner (Hg.), Wiener Kinetismus. Eine Bewegte Moderne, Ausstellungskatalog Belvedere, Wien 2011, S. 171 (unten); Kohlbacher/Wienerroither (Hg.), Moderne Kunst X, Bd. 11, Wien 2007, Kat. Nr. 19

Mit rhythmischen Straßenansichten hatten vor 1924 Klien und einige an der Entwicklung des Kinetismus beteiligte StudienkollegInnen formal an die internationale Avantgarde angeschlossen. lm Vergleich dazu wirkt unser Bild mit Häusern aus der Umgebung Wiens – wohl Perchtoldsdorf – beinahe zerklüftet. Linien und Farbfelder erscheinen additiv zusammengesetzt, selbst wo sie von übergreifenden Formen erfasst werden. Dieses „Addieren“ hat etwas Kindliches, ebenso die Fensterstöcke und -kreuze, die, losgelöst von ihrer architektonischen Fassung und ungeachtet ihrer verschiedenen Positionen, wie auf einer Bildebene zu liegen scheinen. Diese neue Qualität taucht in Kliens Werk auf, als ihr Lehrer Franz Cizek die Absolventin zum Unterricht an der seit 1904 von ihm an der Wiener Kunstgewerbeschule geführten Kinderklasse heranzog. Der formale „lnfantilismus“ machte nicht nur bei ihren KollegInnen Schule, sondern ist, angefangen mit den Perchtoldsdorfer Straßenzeichnungen von 1923/24, als inspirierende Auseinandersetzung mit kindlichem Gestalten immer wieder in ihrem Lebenswerk zu beobachten. Ausbrüche aus den formalen Zwängen erstklassigen „Komponierens“ werden für sie umso wichtiger, je mehr Abstraktion und Geometrisierung den Bildgegenstand zugunsten des Kinetismus verfremden. Die Systematik des Farbauftrags über den farblich kontrastierenden, geometrischen Flächen ist unterminiert. Klien treibt einen hinreißenden Aufwand, lässt teilweise die Vorzeichnung zwischen den Farbtupfen wirken, die Fensterrahmen zwischen Tempera-Malschichten als Aussparung stehen und aquarelliert diese Stellen im gleichen Ton wie das Orange, das „unter“ den blauen Farbtupfen eines Spitzdaches sichtbar wird oder die Drei- und Vierecke füllt, die das Einwirken von Lichtstrahlen auf Architektur signalisieren.