Alfons Walde

1891 Oberndorf - 1958 Kitzbühel

  • Titel Einsamer Berghof
  • Datierung 1934
  • Technik Öl auf Karton
  • Maße 42,4 × 67,7 cm
  • Signatur rechts unten signiert: A. Walde rückseitig originaler Künstleretikett: "Einsamer Berghof" / 1934
  • Provenienz in den 1930er Jahren direkt beim Künstler erworben, seither Privatbesitz, Schweiz
  • Literatur Vgl. Ammann/Kraus/Leopold (Hg.), Alfons Walde, Ausstellungskatalog Leopold Museum, Wien 2006, S. 113
  • Sonstiges Gutachten von Prof. Dr. Gert Ammann, vom 10. August 2024, Völs. Das Werk ist im Alfons Walde Werkverzeichnis unter der WVZ. Nr. D-LA-937 registriert.

„Einsamer Berghof“ stellt eines der wichtigsten Motive der Dreißigerjahre im Schaffen Waldes dar, welches auch als farbige Postkarte im Verlag des Künstlers erschien. Das Bauernhaus mit gemauertem Wohnteil und seiner aus dunklem Holz gebauten Tenne erhebt sich imposant über einer Bergkuppe, deren schneebedeckte Fläche im warmen Licht der Frühjahrssonne bereits zu schmelzen beginnt. Unterhalb des Hanges schließt sich ein Stallgebäude an. In höchster malerischer Qualität erheben sich dahinter aus der Tiefe des Tals die mächtigen schneebedeckten Berge, die in den für den Künstler charakteristischen tiefblauen Schatten aufscheinen. Dazwischen ragen einige markante Felsen in die Höhe, vom gelblichen Licht der warmen Märzsonne bereits partiell vom Schnee befreit. Darüber wölbt sich ein klarer, strahlend blauer Himmel. Während frühere Werke in einer szenischen Sequenz von Vorder-, Mittel- und Hintergrund aufgebaut sind, ist die Komposition hier freier gestaltet. Der Blick wird kontinuierlich über die einzelnen Bildelemente geleitet: vom Holzstoß im Vordergrund, über die Häuser des Mittelgrunds und weiter aus dem verschatteten Tal bis hinauf auf die in der Sonne hell aufleuchtenden Gipfel des schattigen Gegenhanges. Auch ist der großzügige, spontane, form- und konturmodellierende Pinselstrich einem beruhigten, kleinteiligen, pastosen und äußerst kalkulierten Farbauftrag gewichen. Entgegen der Klangstimmung des zumeist matt-tonigen Farbtonwerts früherer Werke reihen sich jetzt kräftige Farbmodulationen reliefartig an- und übereinander. Im Gleichklang der Naturfarben, ergänzt von feinst kalkuliertem Einsatz punktuell gesetzten Rots im Gewand des Kindes, setzt Walde im Vordergrund mit der Darstellung einer Mutter mit Kind auf ihrem Arm nicht nur einen malerischen Blickfang, sondern symbolisiert in schönster Weise auch die Einbindung des Menschen in die Natur seiner unmittelbaren Umgebung. Die Einbeziehung einer oder mehrerer Figuren in seine bis dahin menschenlose Winterlandschaften stellt dabei ein neues künstlerisches Konzept Waldes ab den 30er Jahren dar und lässt in dieser Weise „Einsamer Berghof“ zu einem der einfühlsamsten Motive dieser Phase werden. Unter dem Aspekt des mit dem anbrechenden Frühling beginnenden neuen Lebens erhält die Betonung des Mutter-Kind-Motivs zudem auch einen biografischen Bezug, zumal Waldes zweite Frau 1930 ein Kind zur Welt brachte. „Einsamer Berghof“ ist noch mit einem seiner originalen Künstlerrahmen mit der typischen breiten Hohlkehle und konkaven Rundung versehen, die Alfons Walde ab Mitte der 20er Jahre selbst konzipierte und bevorzugt für Landschaften verwendete.