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Der am 7. August 1867 als Sohn einer Bauernfamilie in einem kleinen Dorf bei Tondern geborene Emil Nolde gilt ganz zu Recht als einer der bedeutendsten Aquarellisten des 20. Jahrhunderts. Zusammen mit seiner Ehefrau Ada, die er 1902 heiratete, ließ er sich zunächst auf der Ostseeinsel Alsen, dann in Utenwarf und 1927 schließlich in Seebüll nieder. Überall legte das Ehepaar Nolde wunderbare Blumengärten an, die für den Künstler eine der wichtigsten Inspirationsquellen darstellten. Für Nolde waren die Blumen und Pflanzen Symbol für den immerwährenden Kreislauf des Lebens. „Ich liebte die Blumen in ihrem Schicksal: emporsprießend, blühend, leuchtend, glühend, beglückend, sich neigend, verwelkend, verworfen in der Grube endend“, schrieb er in seiner Autobiografie und verdeutlichte damit seinen Glauben an die beseelte Natur(1). Besonders Dahlien, Sonnen- und Mohnblumen fanden sich in den Gärten und somit auch in den herrlichen, auf Japanpapier gefertigten Blumenaquarellen, die mehr als 30 Jahre lang ein bedeutendes Thema in Emil Noldes Werk bleiben würden. Selbst als er 1930 den Sommer auf Sylt verbrachte, schickte ihm seine Frau Ada Blumen aus dem heimischen Garten. „Ich konnte es nicht lassen“, schrieb er, „weg von den Seebildern diese zu malen …, ich kenne sie alle …, die weiße Lilie stand lange bei mir, jetzt blüht sie in einem Bild und die große, ganz große Sonnenblume auch.“(2) In dieser Zeit dürfte wohl auch das qualitätvolle Aquarell „Sonnenblumen“ entstanden sein. Das Motiv der Sonnenblumen verarbeitete Nolde – inspiriert von der Malerei Vincent van Goghs – bereits ab 1920 in farbenprächtigen Ölgemälden(3). In Nahansicht präsentiert uns Nolde drei prächtig gelbe Sonnenblumen, die das Bild in einem Spiel aus Zartheit und Leuchtkraft dominieren. Daneben, leicht in den Hintergrund gerückt, recken vier blaue Blumen ihre filigranen Köpfe empor. Obwohl es bei vielen seiner Bilder keinen räumlichen Kontext gibt, könnte man in dem tiefblauen, annähernd symmetrischen Gebilde am unteren Bildrand eine Vase erkennen, in der Nolde die von seiner Frau geschickten Blumen aufbewahrte bis er sie auf Papier verewigte. Das Hauptanliegen von Emil Noldes Kunst – das Streben nach Spontanität und Unmittelbarkeit in seiner Maltechnik und die Wiedergabe der Farbe in all ihrer Brillanz und leuchtenden Reinheit – ist in diesem wunderbar farbintensiven Bild besonders gut zu erkennen.
(1) Nolde zitiert nach: Moeller/Ring (Hg.), Exotische Welten. Kakteen und außereuropäische Blütenpflanzen im Werk von Nolde und Schmidt Rothluff. Ausstellungskatalog, Brücke-Museum Berlin, Nolde Stiftung Seebüll, Berlin/Seebüll 2016, S. 85. (2) Nolde zitiert nach: Martin Urban, Stiftung Seebüll (Hg.), Emil Nolde - Blumen und Tiere. Aquarelle und Zeichnungen, Köln 1994, S. 42. (3) Vergo/Lunn (Hg.), Emil Nolde, Whitechapel Art Gallery, London 1995, S. 118f.