Glas Venedig

  • Titel Vasenpokal mit Diamantriss, Vergoldung und Kaltmalerei
  • Datierung Tirol, 1570-1591
  • Maße Höhe 31,5 cm (mit Deckel)
  • Provenienz Privatbesitz, Großbritannien
  • Herkunft, Entw./ Ausf. Hofglashütte Innsbruck
  • Literatur Erich Egg, Die Glashütten zu Hall und Innsbruck im 16. Jahrhundert, Innsbruck 1962, Tafel XIV, Abb. 27 - vergleichbarer Deckelpokal aus dem Schloss Ambras im KHM Wien; Anna Elisabeth Theuerkauff-Liederwald, Venezianisches Glas der Veste Coburg. Sammlung Herzog Alfreds von Sachsen Coburg, Coburg 1994, S. 240-243 - vergleichbarer Pokal, sowie S. 271, Abb. 256 - vergleichbare Form, diamantgerissen, ohne Malerei; Brigitte Klesse, Hans Mayr, Veredelte Gläser aus Renaissance und Barock, Sammlung Ernesto Wolf, Wien 1990, S. 28, Abb. 33, im Katalog Nr. 35 - vergleichbares, sehr ähnliches Stück aus blauem Glas; The Mühleib Collection of European Glass, Bonhams, 2 May 2013, London 2013, S. 20 und 21 - ähnlicher Deckelpokal (ohne Löwenkopf-Baluster); Strasser/ Spiegl, Dekoriertes Glas, München 1989, S. 163 und 164 - ähnliche Deckelpokale; Strasser/Baumgärtner, Licht und Farbe. Die Sammlung Rudolf von Strasser, KHM, Wien 2002, Abb. Nr. 8 und Nr. 9

Erzherzog Ferdinand II. von Tirol war bereits als Statthalter in Böhmen ein Förderer und Liebhaber der italienischen Renaissance. Seine Kunst- und Wunderkammer in Innsbruck zählte zu den bedeutendsten seiner Zeit. Er hatte schon früh den Wunsch eine Hofglashütte für den eigenen Bedarf zu gründen. Aufgrund einer Sondergenehmigung der Stadt Venedig konnte Erzherzog Ferdinand II. ab 1570 Glasbläser aus Murano nach Innsbruck holen und so Prunkgläser nach seinen Wünschen und Vorstellungen produzieren lassen. Die Glasmacher blieben allerdings nie lange, unmittelbar nach Erledigung der Aufträge kehrten sie wieder nach Venedig zurück. Aus Venedig dürften auch die Modeln für die Löwenköpfe des Schaftes stammen, wie auch die Pottasche. Sie schufen hier Trinkgläser, die sich hinsichtlich ihrer hohen Qualität kaum von der sonstigen venezianischen Produktion unterscheiden. Ein Charakteristikum der Innsbrucker Hofglashütte bilden allenfalls die Formgebung in Verbindung mit dem reichen Dekor in Diamantrisstechnik sowie der kalten Gold- und Lackfarbenmalerei. Die Hofglashütte wurde 1591 geschlossen.