Camilla Göbl-Wahl

1871 Wien - 1965 Wien

  • Titel Blumenstrauß
  • Datierung um 1920
  • Technik Öl auf Holz
  • Maße 26,7 x 40,9 cm
  • Provenienz Privatbesitz, Wien
  • Literatur Vgl. K.G. Saur Verlag (Hg.), Allgemeines Künstlerlexikon: die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Bd. 56, München/Leipzig 2007

Die österreichische Malerin und Grafikerin Camilla Göbl-Wahl wurde 1871 in Wien geboren. Ab 1893 studierte sie an der Zeichenschule des Frauenerwerbs-Vereins in Wien unter Rudolf Geyling und nahm Privatstunden in den Ateliers von Olga Wisinger-Florian und Alexander Demetrius Goltz. Nach ihrem Abschluss 1896 stellte Göbl-Wahl erstmals im Wiener Künstlerhaus aus. Vier Jahre später gründete sie ihre eigene Malschule, ein Schülerinnenatelier. Um 1920 unterrichtete sie an einem öffentlichen Mädchenlyzeum. Nach zahlreichen Gruppenausstellungen im Künstlerhaus Wien und im Glaspalast München fand 1937 ihre erste Einzelausstellung im Glashaus Wien statt. Camilla Göbl-Wahl war zudem Mitglied in mehreren Vereinigungen, darunter bei der „Wiener Frauenkunst“, dem „Parnass“ und im "Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen", dem sie von 1948 bis zu ihrem Tod 1965 als dessen 9. Präsidentin vorstand. Die Malweise Camilla Göbl-Wahls wurde vor allem durch die holländische und flämische Stilllebenmalerei beeinflusst. Bevorzugt schuf sie Blumenstücke in Öl, die sich teils durch ihre zeichnerische Form und ihre kräftigen Farben, teils durch ihren aufgelockerten Duktus vor meist dunklem Grund auszeichneten. Auch der prächtige, in strahlendem Weiß und Rot gehaltene „Blumenstrauß“ liegt auf einem graubraunen Boden vor dunklem Hintergrund drapiert. Zartrosa Fingerhut, violette Stiefmütterchen und grünes Blattwerk sind zwischen weißroten Bartnelken und roten Incarvillea eingestreut. Der herabgesunkene Kopf eines gelbbraunen Stiefmütterchens und die herabfallenden roten Blütenblätter der Incarvillea verleihen dem Gemälde momenthafte Dynamik. Die leuchtenden Farben der Blüten erzeugen einen stimmungsvollen Kontrast zu der diffusen Umgebung. Zugleich scheinen die offenen Pinselstriche Göbl-Wahls die Atmosphäre des Blumenstücks in Schwingung zu versetzen. Der stark fokussierte Bildausschnitt und die leichte Aufsicht auf den Strauß evozieren zusätzliche Unmittelbarkeit. Diese für den österreichischen Stimmungsimpressionismus bezeichnenden emotionalen Qualitäten bezeugen die wahrlich vortreffliche Hand Camilla Göbl-Wahls.