Maria Lassnig

1919 Kappel am Krappfeld - 2014 Wien

  • Titel Ohne Titel
  • Datierung 1980
  • Technik Gouache auf Papier (Kuvert der Galerie Peithner-Lichtenfels - adressiert an Maria Lassnig)
  • Maße 20,5 x 21,5 cm
  • Signatur am oberen Rand in der Handschrift der Künstlerin: Text ausbessern
  • Provenienz Privatbesitz, Wien (Geschenk der Künstlerin)
  • Literatur Vgl. Wolf Drechsler, Maria Lassnig, Museum moderner Kunst/Museum des 20. Jahrhunderts Wien, Klagenfurt 1985, S. 83 (oben); Vgl. Hollein/Hofmann (Hg.), Maria Lassnig, Ausstellungskatalog Biennale di Venezia, Wien 1980, S. 31
  • Sonstiges Das Werk ist im Werkverzeichnis von Maria Lassnig verzeichnet.

Von 1968 bis zu ihrer Berufung als Professorin an die Wiener Hochschule für angewandte Kunst im Jahr 1980 lebte Maria Lassnig in New York. Diese Periode ist durch einen deutlich realistischeren Stil geprägt sowie von Lassnigs Auseinandersetzung mit dem Animationsfilm. Doch entstehen weiterhin Körperbewusstseinsbilder wie „Die Last des Fleisches“ (1973), das stilistisch mit Werken wie „Lebenszyklus“ und „Nachts wenn die Mäuse schreien“ (beide 1981) vergleichbar ist. Das Bild wurde 1980 auf der Biennale von Venedig gezeigt, wo Maria Lassnig gemeinsam mit VALIE EXPORT den Österreich-Pavillon bespielte. Ein feministisches Statement, wie Peter Weibel meint. Ein Bild, „wo zwei Maria Lassnigs schwere Brocken Fleisch in Form von Schultern und Armen auf Haupt und Schulter tragen, in dieser Verdoppelung, in diesem Echo des Leibes (gleichzeitig er selbst und ein anderer) spitzt sich der Kampf des „Woman Laokoon“ (1976) zu: der Kampf zwischen Eigenbestimmung (Körper, Frau, Selbst) und Fremdbestimmung (Umwelt, Mann, Zeichen). Insofern ist ihre malerische Körpersprache feministisch, spricht von den Körpererfahrungen einer Frau. Die Körpererfahrung als Differenz und die geschlechtliche Differenz bilden die Kontur einer bewaffneten Malerei, die desarmiert, weil sie zugleich ontologisch wie politisch ist –Körperpolitik als utopisches Potential.“ (1) Die Gouache auf Papier auf dem Kuvert der Galerie Peithner-Lichtenfels, adressiert an Maria Lassnig, bezieht sich auf dieses Bild und entstand 1980 als Farbanleitung für die Druckfassung des Gemäldes im Katalog zur Biennale, um die sie ein Mitarbeiter der Druckerei Brüder Rosenbaum, wo der Katalog gedruckt wurde, bat. Der Sohn jenes Mitarbeiters erinnert sich an die Zusammenhänge: „Mein Vater bekam die kleinformatige Arbeit von Maria Lassnig während der Herstellung des Katalogs „Österreich. Biennale di Venezia 1980. Maria Lassnig“ in der Druckerei Brüder Rosenbaum 1980 geschenkt. Leider befand Maria Lassnig das Ektachrom ihres Gemäldes „Die Last des Fleisches“ in der Farbwiedergabe nicht zufriedenstellend. Mein Vater bat sie entsprechend um eine Orientierungshilfe. Maria Lassnig fertigte zuhause die vorliegende Gouache an. Nach dem zweiten Probedruck und diversen Farbkorrekturen bekam mein Vater die Zustimmung Maria Lassnigs für den Druck sowie die Gouache von „Die Last des Fleisches“ als Dankeschön zum Geschenk. Die Arbeit blieb seither in Familienbesitz.“ (2)

(1) Peter Weibel, Die Malerin spricht als Körper – Zur Körpersprache von Maria Lassnig, in: Wolfgang Drechsler (Hg.), Maria Lassnig, Ausstellungskatalog Museum Moderner Kunst, Wien 1985, S.127 (2) Auszug aus einer Emailkorrespondenz vom 20. Mai 2022