Arik Brauer

1929 Wien - 2021 Wien

  • Titel Willkommen im Brauer-Haus
  • Datierung um 1992
  • Technik Gouache auf Papier
  • Maße 35,5 x 40,5 cm
  • Signatur links unten signiert: BRAUER rückseitig nummeriert und bezeichnet: 724 / MENSCH IM FENSTER
  • Provenienz Privatbesitz, Deutschland
  • Literatur Vgl. Arik Brauer. Werkverzeichnis, Bd. 3, Dortmund 1984, S. 189, WVZ-Nr. Öl 342

Ausgebildet wurde Arik Brauer von 1945 bis 1951 an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Robin Christian Andersen und Albert Paris Gütersloh. Er war gemeinsam mit seinen Akademiekollegen Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter und Anton Lehmden Hauptvertreter der „Wiener Schule des Phantastischen Realismus", einer Bewegung in der österreichischen Kunstgeschichte, die dem Surrealismus nahesteht und 1959 gegründet wurde. Das Brauer-Haus im sechsten Wiener Gemeindebezirk ist in dreijähriger Entstehungszeit bis 1994 erbaut worden. Der Künstler erhielt 1991 den Auftrag dieses Wohnhaus künstlerisch zu gestalten. Gemeinsam mit dem Architekten Peter Pelikan, der auch Friedensreich Hundertwasser bei mehreren Immobilienprojekten unterstützt hatte, entwarf der Künstler das sechsstöckige Gebäude. Das der Auftrag an Brauer vergeben wurde, ist nicht weiter verwunderlich, da der Künstler zeitlebens mit der Architektur eng verbunden war. In Israel baute er den Zweitwohnsitz der Familie eigenhändig auf, was ihm ein sehr wichtiges Anliegen war: „Der Künstler muss von Anfang an in der Planung beteiligt sein und bei der Ausführung selber Hand anlegen". (1) Die Außenfassade zur Gumpendorfer Straße zeigt auf einer circa 150 m² großen Fläche zwei Bilder, die sich aus zahlreichen Fliesen zusammensetzen. Die beeindruckend farbenfrohe Fassade ist auch in vorliegendem Bild angedeutet. Unser Motiv muss allerdings noch während der Bauzeit entstanden sein, da man rund um das Fenster noch das Baugerüst erkennen kann. Wie so oft bei Arik Brauers Werk wird auch in dieser Darstellung die Beziehung zwischen Mensch und Natur aufgegriffen. Strahlend gelb und orange gekleidet steht wohl Arik Brauer persönlich an einem Fenster. Links und rechts hinter dem Künstler bahnen sich zwei menschenhohe, exotisch wirkende Pflanzen ihren Weg Richtung Sonnenlicht. Die Pflanzen müssen bereits eine gewisse Höhe besitzen, da ihre Wurzeln beziehungsweise die Blumentöpfe nicht zu sehen sind und wahrscheinlich am Boden des Zimmers stehen. Besonders spannend ist die Pflanze, die Arik Brauer mit seiner linken Hand berührt. Sie erinnert mit ihrem blauen Blütenstempel, an den sich hellviolette und zartrosafarbene Blütenblätter schmiegen, in der Form an ein Auge – wachsam wohl dem Bauprojekt folgend. Am Fensterbrett hingegen stehen vier bunte Blumentöpfe, in denen gerade neues Leben entsteht; noch haben sich die Keimlinge jedoch nicht an die Erdoberfläche getraut.

(1) Arik Brauer zitiert nach Alfred Gerstl.