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1941 emigrierte Josef Floch aus seiner Wahlheimat Frankreich nach New York. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits ein anerkannter Künstler, und es gelang ihm auch in Amerika bald zu reüssieren. Auch das Portrait Collette entstand bereits im amerikanischen Exil. Collette sitzt in der Mitte des Bildes auf einem Stuhl. Dieser ist auch das einzige Möbel im Raum. Der Künstler verzichtet auf eine detaillierte Darstellung des Interieurs und fokussiert den Blick des Betrachters sofort auf die Frauenfigur. Der Raum ist mittels verschiedener heller und dunkler Schattierungen in seiner Gliederung angedeutet, in der Farbigkeit jedoch dem Kleid der Portraitierten und dem Stuhl angeglichen: „Suche nach Bildeinheit durch Grundfarbe“, schrieb Josef Floch bereits 1920 in sein Tagebuch. In der Reduktion der Farbpalette versuchte er, seine naturalistischen Anfänge sowie den Einfluss des Expressionismus zu überwinden, ebenso sah er darin eine Möglichkeit, subtile Momente in seinen Kompositionen herauszuarbeiten. In diesem Bildnis sitzt die Portraitierte mit leicht vorgebeugtem Oberkörper am Stuhl, die Hände vorne zusammengehalten. Die dunklen Haare rahmen das ebenmäßige Gesicht. Es bildet einen Gegensatz in der farbigen Tonigkeit des Bildes und ist unmissverständlich der Mittelpunkt der Komposition. Oft beschreiben die Haltungen der von ihm gemalten Personen nachdenkliche Posen und Zustände der Einsamkeit. Doch in diesem Bild aus Wiener Privatbesitz erscheint die Person nichts von diesen Inhalten zu transportieren. Collette sitzt ein wenig unsicher an der vorderen Kante des Stuhles. Dem Maler gelingt es in diesem wunderbaren Portrait, jenen Moment einzufangen, in dem Collette für einen Augenblick ihre reservierte Haltung aufgibt und den Blickkontakt mit dem Maler und in weiterer Folge mit dem Betrachter sucht. Bereits ein Jahr später, 1944, stellte Josef Floch in der Associate American Artists Gallery in New York aus und beteiligt sich in den folgenden Jahren an zahlreichen Ausstellungen in amerikanischen Museen.
Sylvie Aigner