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Sebastian Isepps malerisches Werk ist aufs Engste mit seiner Nötscher Heimat verbunden. Das im Süden Kärntens gelegene Dorf nahe der Grenze zu Slowenien und Italien und die markanten Landschaftsformen seiner Umgebung, in Kombination mit dem spezifischen Licht dieser Region, boten dem Künstler immer wieder ein reichhaltiges Repertoire an Motiven. Auch das vorliegende Gemälde entstand in unmittelbarer Nähe seines Geburtsortes und eröffnet dem Betrachter von einem leicht erhöhten Standort aus eine weitläufige Sicht ins Gailtal in Richtung Westen. Mit dynamischer, breit gestrichelter Pinselführung formulierte Isepp in satten Grüntönen souverän die saftigen Wiesen dieser Gegend, die durch vereinzelte Felder in nuanciertem Rosa und Lila aufgelockert werden. Von links unten führt eine spärliche, summarisch wiedergegebene Baumgruppe diagonal in die Tiefe, der parallel dazu, wie ein leicht geschwungenes helles Band, die Straße nach Emmersdorf folgt. Den Hintergrund beherrscht das beeindruckende Panorama der Karnischen und Gailtaler Alpen, das links außen die charakteristische Silhouette des Oisternig zeigt, anschließend den Gipfel des Poludnig und in der Ferne den Hochwipfel und die Plenge erkennen lassen. Rechts laufen die Bergspitzen über die Graslitzen, den Vellacher Egel, den Spitzegel und den Reißkofel ins Bildzentrum, wo die Abendsonne den Himmel in eine intensive gelblich leuchtende Farbigkeit taucht und damit die entlegenen Gebirgszüge in zarten Violett-Abstufungen erglühen lässt. Es ist die letzte spezielle Lichtstimmung eines ausklingenden Sommertages im Gailtal, die dem Werk ihre eigene Atmosphäre verleiht. Diese Wirkung wird noch durch Isepps expressive Gestaltungsweise unterstrichen, die sich in einem großzügigen Farbauftrag mit kraftvollem Duktus, der Reduktion der einzelnen Motive auf ihre grundlegenden Erscheinungsformen und der Vermeidung einer detaillierten Modellierung der Bildgegenstände eindringlich äußert.
Interessant erscheint auch die Provenienz des Werkes, welches sich im Besitz des Schriftstellers und Journalisten Emil Ludwig befunden hat und damit auf Isepps zahlreiche Kontakte zu bedeutenden Persönlichkeiten aus bildender Kunst, Musik und Literatur hindeutet, die er vor allem in den fortschrittlichen Intellektuellenzirkeln Wiens des frühen 20. Jahrhunderts geknüpft hat. Zu diesen Verbindungen zählten beispielsweise Bekanntschaften und freundschaftliche Beziehungen mit Rainer Maria Rilke, Egon Wellesz, Carl Zuckmayer, Hugo von Hofmannsthal, Oskar Kokoschka und Adolf Loos.
Sigrid Diewald