Oskar Gawell

1888 Hawlodno/Polen - 1955 Wien

  • Titel Italienerin
  • Datierung 1926
  • Technik Öl auf Leinwand
  • Maße 47,5 x 58,2 cm
  • Signatur rechts unten signiert: O. Gawell. rückseitig auf Klebeetikett signiert, bezeichnet, datiert und betitelt: O. Gawell / Blu. […] [19]26 / „Italienerin“; sowie weitere Etiketten, bezeichnet O. Gawell / 60 Guineas sowie V.B.K. / No. 2301 / 30 rückseitig Etikett: V.B.K. / No. 2301 / 30
  • Provenienz Privatbesitz, Südafrika

Bereits 1914 wurden die Arbeiten des 1888 im damalig preußischen, heute polnischen Howlodno geborenen Malers Oskar Gawell zusammen mit Werken von Max Oppenheimer, Max Pechstein, Pablo Picasso und Camille Pissarro in der ersten Ausstellung der Freien Secession Berlin gezeigt. 1941 nach Wien übersiedelt, wurde Gawell 1946 Mitglied der Wiener Secession. Deutlich vom deutschen Expressionismus geprägt, thematisieren seine Werke nicht die naturgetreue Abbildung des Gesehenen, sondern die Wiedergabe des subjektiv Empfundenen. Dichte Häuserreihen bilden den Hintergrund der vorliegenden Szene. Die hellen Pastelltöne ihrer Fronten werden durch Beimischungen von lasierendem Weiß weiter aufgehellt. In reizvollem Kontrast stehen die dunklen, Räumlichkeit suggerierenden Fenster und Dächer den farbigen Flächen entgegen. Im bewussten Verzicht auf Einhaltung der akademischen Proportionen und der traditionellen Perspektive wird der Bildraum verfremdet und die Form radikal vereinfacht. Die der architektonischen Kulisse vorgelagerte Büs -tenansicht einer jungen Frau erscheint dazu wie eine Collage, betont durch die sie umgebende, markant schwarze Kontur, die zum bestimmenden kompositorischen Element des Werkes wird. Naturgetreu und detailliert hingegen die Wiedergabe ihres Gesichtes. Aufmerksam und offen erwidert die Italienerin aus dunklen, mandelförmigen Augen den Blick des Betrachters. Die Klarheit ihres Ausdrucks setzt sich in den fein geschnittenen Zügen ihres Gesichts fort, das bis knapp über die breitgeschwungenen Brauen und bis oberhalb des Nackenansatzes von sorgsam geschnittenem, dichtem dunklen Haar in opakem Schwarzbraun eingerahmt wird. In realistischer und äußerst lebendiger Weise reflektiert sich ein von rechts einfallendes Licht als hellleuchtender Punkt in ihrer Iris, so dass die Augen in ihrer Intensität zum zentralen Blickpunkt des Bildes werden. In weichen Übergängen der Farbe gibt der Künstler die changierenden Licht- und Schattenpartien des Gesichtes sorgfältig wieder. Die Finger ihrer linken Hand berühren die Perlenkette, welche die Italienerin über das helle Kleid gelegt hat. Ähnlich der Gestaltung des Hintergrunds erfolgt die Wiedergabe des pastellfarbenen Kleides mit raschen Pinselstrichen. Im spannenden Wechsel der verschiedenen Darstellungsebenen steht die Italienerin im engsten Zusammenhang mit der kleinen Stadt im Hintergrund, die Gawell in vielfältigen Pastelltönen sensibel in Szene zu setzen vermag.