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Schon früh begann Emil Nolde verschiedene Gartenblumen auf Papier zu bringen. Ab Mitte der 1920er Jahre diente sein imposanter Garten in Seebüll als Inspiration und Quelle seiner Motive. Dieser war mit den unterschiedlichsten Blumen bepflanzt. Gemein hatten alle ihre leuchtenden Farben. Neben Dahlien, Tulpen, Iris, Schwertlilien, Glockenblumen und Sonnenblumen wuchsen auch Mohnblumen. Das satte Rot der Mohnblüte dürfte es ihm dabei besonders angetan haben: Es wurde zum Motiv einiger seiner beeindruckendsten Aquarelle. Auffallend ist in diesem Aquarell die Farbe des Hintergrundes. Anstatt die roten Blütenblätter durch eine kontrastierende Farbe optisch hervorzuheben oder gar auf einen weißen Grund zu setzen, lässt Nolde die Blüten auf einem zartrosa Grund schwimmen. Dieser betont die Abstinenz von Zeit und Raum und lässt das Blütenmeer auf einer scheinbar endlosen Fläche in die Unendlichkeit treiben. Dieser Effekt wird durch den hier lupenhaft gewählten Ausschnitt betont. Dieser orientiert sich nicht an einer klassischen Perspektive oder einer strengen Komposition, sondern fokussiert allein auf die Schönheit und Leuchtkraft der zarten Blüten. Noldes expressionistischer Pinselstrich zeigt die Blume von all ihren Seiten, lässt die Farben ineinanderlaufen und sprengt so die Grenzen zwischen Sujet, Hintergrund und Bildrand. Das für diese Arbeit verwendete Japanpapier sorgt für eine interessante Oberflächenstruktur und verleiht dem Aquarell eine zweite, dreidimensionale Ebene. Das handgeschöpfte, teils transparent erscheinende Papier ahmt die organische Feingliedrigkeit des Blütenblattes nach und wurde von Nolde in Farbe und Wasser getränkt, sodass nur noch schwer zwischen Vorder- und Rückseite zu unterscheiden war. Diese Allansichtigkeit sowie die Schemenhaftigkeit, in der das Motiv ausgeführt wurde, erwecken den Eindruck sich inmitten der leuchtend roten Blüten des Mohns und dem sommerlichen Duft des Blumengartens zu befinden.