Xenia Hausner

1951 Wien

  • Titel Wut
  • Datierung 1996
  • Technik Acryl auf Sperrholz
  • Maße 100 x 99,9 cm
  • Signatur rechts unten monogrammiert und datiert: X.H.[19]96 rückseitig betitelt, monogrammiert und datiert: "WUT" / X.H.7.1.[19]96
  • Provenienz Privatbesitz, Deutschland
  • Literatur Schmitz (Hg.), Xenia Hausner. Liebesfragmente, Ausstellungskatalog Kunsthalle Wien / Museum der Bildenden Künste Leipzig, Köln 1997, S. 196, Nr. 31

Xenia Hausners Malerei ist farbstark, monumental und selbstbewusst. Ihre Bilder sprechen politische und gesellschaftliche Themen an und sind zugleich Malerei per se – und das im besten Sinne. Gekonnt gelingt es der Künstlerin mit farblichen Nuancen zu arbeiten und die feine Grenze zwischen einem freien, spontanen, im Detail oft abstrakten Pinselstrich und der figurativen Malerei auszuloten. Das oft dramaturgische Moment ihrer Bilder kommt aus Hausners jahrelanger Erfahrung als Bühnenbildnerin. Zwischen 1977 und 1992 fertigte sie Ausstattungen für Oper und Theater an, unter anderem für das Wiener Burgtheater, für das Royal Opera House in Covent Garden in London, das Théâtre Royal de la Monnaie in Brüssel und für die Salzburger Festspiele. Seit 1992 hat sie sich vollkommen der Malerei verschrieben. Im Vorjahr wurde sie jedoch „rückfällig“ und gestaltete für André Hellers Inszenierung von „Der Rosenkavalier“ an der Berliner Staatsoper Unter den Linden nach langer Zeit wieder Bühnenbilder. Die ProtagonistInnen in Xenia Hausners Bildern sind zumeist Frauen, ebenso kraftvoll wie verletzlich. Liebe, Verlust, Einsamkeit, intime, nachdenkliche Momente – die Malerin widmet sich den großen Themen zwischenmenschlicher Beziehungen. Die emotional aufgeladenen Szenen berühren und ziehen die BetrachterInnen hinein in das Bild. Durch den literarischen Gehalt der Szene stellt sich uns die Frage nach der Geschichte der dargestellten Personen. Doch Hausner betont, dass die Stimmungen oder Szenen keineswegs als Hinweis auf die reale Biografie ihrer Figuren zu interpretieren sind. Vielmehr würden diese in den von Hausner erdachten Szenen – die sie im Atelier auch mittels Kulissen aufbaut – wie SchauspielerInnen agieren. Inszenierte und gemalte Fragmente des Lebens, in denen die Künstlerin seismografisch ihre Umwelt und das Zeitgeschehen reflektiert. Die vorliegende Arbeit „Wut“ von 1996 gehört zu einer kleinformatigen Stillleben-Gruppe, die Ende der 1990er Jahre entstand. Der Titel bezieht sich auf die Stimmung der Künstlerin an diesem Tag, wie sie erzählt. „Das Bild heißt Wut, weil ich mich an dem Tag so wahnsinnig geärgert habe, dass mir ein Bild nicht gelingt. Jenes, das ursprünglich auf dem Malgrund war. Aus Wut habe ich es mit einem neuen Bildinhalt komplett übermalt und es dann Wut genannt.“ Der Bildausschnitt ist im Vergleich zu den anderen Stillleben nahezu radikal. Der angeschnittene bunte Tisch wird jäh von einem dunklen Hintergrund begrenzt. Der Übergang könnte nicht kontrastreicher sein. Der akkuraten Tischkante steht die weitaus malerische Tischoberfläche gegenüber. Hier dominiert ein gestischer, abstrakter Pinselstrich, der die einzelnen Farbflächen ineinander und übereinander setzt. Dieser sehr schnell gesetzte Pinselduktus ist der „emotionalen Enthemmtheit dieses Nachmittags zuzuschreiben“, so die Künstlerin. Im Sommer 2021 widmete die Albertina Wien Xenia Hausner unter dem Titel „True Lies“ eine Einzelausstellung.