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Das vorliegende, stimmungsvolle Gemälde, das den schattigen Kreuzgang des Klosters San Gregorio in Venedig zeigt, wurde bereits 1926 im Wiener Künstlerhaus mit großem Erfolg ausgestellt. Venedig war für viele Menschen Reiseziel und Sehnsuchtsort sowie beliebtes Motiv zahlreicher Künstler. Auch Carl Moll suchte die Lagunenstadt immer wieder begeistert auf. In seinen Lebenserinnerungen von 1943 schreibt er: „Es gibt wohl kaum eine zweite Stadt, die ein so traumhaftes, schwelgerisches Leben gestattet wie Venedig. Der Lichtzauber, der die weißen Marmorpaläste umgibt, vereint mit rotem Ziegel und dem Graugrün des Wassers, das Lautlose des Verkehrs statt Wagengerassel und Autohupe – in einsameren Straßen nur das Geklapper der Holzschuhe, die Morgen- und Abendsonne auf der Riva degli Schiavoni und, vor der beginnenden Nacht, das Konzert auf der Piazza vor der Basilika oder, noch zauberhafter, auf der Piazetta.“ 1)
Vom Glanz der 1160 gegründeten, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Santa Maria della Salute gelegenen Abtei San Gregorio zeugte bereits zu Molls Zeiten nur mehr der mittelalterliche Kreuzgang des Klosters. Der Künstler wählte für seine Darstellung eine Position, die den Blick vom schattigen Inneren des Kreuzgangs mit seinem steinernen Rundbrunnen über den sonnenbeschienenen Innenhof zum gegenüberliegenden Flügel leitet. Dies ermöglichte ihm die simultane Darstellung verschiedener komplexer Lichtstimmungen von Innen- und Außenraum. Mit leuchtenden Grüntönen, die in ihrer Strahlkraft durch den Einsatz punktuell gesetzter Gelbhöhungen gesteigert werden, akzentuiert Moll das Mittelfeld. In gedämpftem Kolorit, versetzt mit mattierenden Grau- und Brauntönen, wiederholen sich die Töne auf den schattigen Steinfliesen des Innenraums im Vordergrund. Fast spürbar wird die Kühle des Steins und der feucht-moosige Geruch des jahrhundertealten Gemäuers. In vielfach differenzierten warmen Rottönen gestaltet Moll hingegen die Arkaden und die Außenseite des Gebäudes. Zeigt sich das Kolorit an der Arkadenmauer im Mittelgrund – der Schnittstelle zwischen Innen- und Außenbereich – noch in zurückhaltendem Rosé, unter das auch vereinzelte Pinselstriche in Dunkelgrün gemischt sind, so wird die gegenüber, im Halbschatten liegende Außenwand in einer Variation aus Orange, Rosé- und Gelbtönen dargestellt, die weiter im Schatten liegenden Partien der Mauer in kühlen Violetttönen. Mit feurigem Rot gemischt hingegen die im Gegenlicht liegenden Säulen im Mittelgrund, die in leuchtend violetten Schatten auf den Steinboden im Innern fallen und in reizvollem Kontrast die gleißend weißgelben Felder des direkt einfallenden Sonnenlichts umspielen.
1) Monika Fritz, Der Wiener Maler Carl Moll (1861–1945), Dissertation, Innsbruck 1962, S. 62f.