Preisanfrage abschicken
Wenn Sie Interesse am Kauf dieses Kunstobjektes haben, schicken Sie uns bitte eine E-Mail oder füllen Sie unser Online-Formular aus:
Joannis Avramidis zählt zu den richtungsweisenden Vertretern der modernen Plastik. In seinem komplexen Werk vereint sich die antike Tradition mit der Moderne des 20. Jahrhunderts. Im Zentrum seines Interesses stand die menschliche Figur. Aufbauend auf abstrakten Kreisformen, verwandelte er diese zu teilweise monumentalen Rundplastiken. Dabei orientierte sich Avramidis sowohl am Ideal der griechischen Klassik als auch an der Renaissance wie auch an der modernen Formensprache eines Constantin Brâncușis oder Hans von Marées. Ähnlich wie das Werk Brâncușis wird die Arbeitsweise durch die Reduktion auf das Essenzielle geprägt. Seine Werke zeichnen sich durch Abstraktion, Strenge und Konzentration aus. Viele seiner Arbeiten befinden sich heute im öffentlichen Raum wie beispielsweise in Wien, Berlin, Hamburg, München und Athen.
Joannis Avramidis wurde 1922 im russischen Batum (heute das georgische Batumi) am Schwarzen Meer als Sohn griechischer Eltern geboren. Von 1937 bis 1939 studierte er an der Staatlichen Kunstschule in Batum. Nach der Verfolgung und dem Tod seines Vaters floh die Familie 1939 nach Athen. 1943 ging Avramidis als Fremdarbeiter nach Wien, wo er von 1945 bis 1949 Malerei an der Akademie der bildenden Künste bei Robin Christian Andersen studierte. Prägend war die Ausbildung bei Fritz Wotruba, bei dem er von 1953 bis 1956 Bildhauerei studierte. Seinen internationalen Durchbruch feierte Avramidis auf der Biennale in Venedig 1962. Nach seiner Tätigkeit als Leiter der Klasse für Zeichnen an der Wiener Akademie und einer Gastprofessur an der Hamburger Akademie, übernahm Avramidis von 1968 bis 1992 die Meisterklasse für Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Zu seinen Schülern zählten u. a. Reinhard Puch und Wolfgang Götzinger. Avramidis starb 2016 im Alter von 93 Jahren in Wien.
In der Kleinen Säule von 1963 bis 1964 wird Avramidis künstlerisches Denken auf einprägsame Weise erkennbar. Seine Vorliebe für säulenförmige und stelenartige Plastiken basiert auf mathematisch-konstruktiven Grundprinzipien und dem Klassischen seiner Formensprache. Dabei geht es weniger um ein subjektives Empfinden als vielmehr um eine von der Natur abgeleitete formale Idee, die dem utopisch anmutenden Ziel der menschlichen Idealfigur entspricht. „Meine Arbeit ist die Demonstration der Herstellung einer objektiven, d. h. vollkommen erfassbaren Form. Diese Form ist die primäre Voraussetzung für die Schaffung eines Kunstwerks.“ 1)
1) Michael Semff, Joannis Avramidis. Skulpturen und Zeichnungen, München 2005, S. 73
Stefan Üner