Joannis Avramidis

1922 Batumi, Georgien - 2016 Wien

Avramidis, 1922 in Batum (heute Batumi), im heutigen Georgien, geboren, studierte Malerei und Grafik an der Staatlichen Kunstschule in Batum. 1939 emigrierte er mit seiner Familie nach Athen und kam 1943 als Fremdarbeiter nach Wien. Nach dem Krieg besuchte er zunächst die Klasse für Malerei an der Akademie der bildenden Künste bei Robin Christian Andersen. 1953 trat er in die Bildhauerklasse Fritz Wotrubas ein, wo er bis 1956 studierte. Seine Formensprache zielt auf die Darstellung des Menschen in der Reduktion und eine einfache Grundform. In Interviews stellte Avramidis in diesem Zusammenhang oft die Tradition der antiken Kunst oder ihre neuzeitliche Rezeption in der Renaissance in den Vordergrund, aus denen er Anregungen bezog. Bereits die frühen, als Torso bezeichneten Bronzearbeiten aus dem Jahr 1954 zeigen seine Vorliebe für eine säulenförmige, aufrecht stehende, stelenartige Auffassung der Skulptur, die aus verschiedenen, „übereinander gestapelten“ Segmenten besteht. Der Aufbau seiner Figuren, die vorwiegend in Bronze gegossen wurden, basiert auf mathematisch-konstruktiven Prinzipien sowie auf der Form der Säule, „der grundlegenden Maßeinheit im Tempel der griechischen Antike und dem klassischen Symbol für das menschliche Maß.“1 Alles Zufällige, Individuelle und auch jede Bewegung sind eliminiert. Und doch sind, trotz weitgehender Abstraktion, die Volumina der einzelnen Körperabschnitte deutlich zu erkennen. Trotz einer abstrahierenden Formensprache ist die Basis stets die menschliche Figur – als exemplarisch zeitlose Form, konstruiert aus Quer- und Längsschnitten.

1 Gudrun Danzer, Joannis Avramidis, Figur III, 1963, Österreichischer Skulpturenpark, http://www.museum-joanneum.at/de/skulpturenpark/skulpturen/joannis-avramidis