Joannis Avramidis

1922 Batumi, Georgien - 2016 Wien

  • Titel Mittlere Dreifigurengruppe
  • Datierung 1980
  • Technik Bronze mit goldener Patina
  • Maße 108 x 61 x 47 cm
  • Signatur auf der Plinthe signiert und nummeriert: Avramidis 5/6
  • Provenienz Privatbesitz, Frankreich
  • Literatur Vgl. Joannis Avramidis. Agora. Skulpturen und Zeichnungen. 1953 bis 1988, Galerie Brusberg, Berlin 1989, S. 37

Avramidis, 1922 in Batum (heute Batumi), im heutigen Georgien, geboren, studierte Malerei und Grafik an der Staatlichen Kunstschule in Batum. 1939 emigrierte er mit seiner Familie nach Athen und kam 1943 als Fremdarbeiter nach Wien. Nach dem Krieg besuchte er zunächst die Klasse für Malerei an der Akademie der bildenden Künste bei Robin Christian Andersen. 1953 trat er in die Bildhauerklasse Fritz Wotrubas ein, wo er bis 1956 studierte. Seine Formensprache zielt auf die Darstellung des Menschen in der Reduktion und eine einfache Grundform. In Interviews stellte Avramidis in diesem Zusammenhang oft die Tradition der antiken Kunst oder ihre neuzeitliche Rezeption in der Renaissance in den Vordergrund, aus denen er Anregungen bezog. Bereits die frühen, als Torso bezeichneten Bronzearbeiten aus dem Jahr 1954 zeigen seine Vorliebe für eine säulenförmige, aufrecht stehende, stelenartige Auffassung der Skulptur, die aus verschiedenen, „übereinander gestapelten“ Segmenten besteht. Der Aufbau seiner Figuren, die vorwiegend in Bronze gegossen wurden, basiert auf mathematisch-konstruktiven Prinzipien sowie auf der Form der Säule, „der grundlegenden Maßeinheit im Tempel der griechischen Antike und dem klassischen Symbol für das menschliche Maß.

Alles Zufällige, Individuelle und auch jede Bewegung sind in Avramidis‘ Skulpturen eliminiert. Und doch, trotz weitgehender Abstraktion, sind die Volumina der einzelnen Körperabschnitte deutlich zu erkennen. Trotz der abstrahierenden Formensprache ist die Basis seines Schaffens stets die menschliche Figur – als exemplarisch zeitlose Form, konstruiert aus Quer- und Längsschnitten.

Obwohl die Bewegung eliminiert wurde, sind Avramidis‘ Figuren nicht starr. Werner Hofmann beschrieb dies als "Rhythmus der Strenge"– "ein unverwechselbares Kennzeichen und etwas, dem Künstler Avramidis völlig Eigenes. In ihm äußert sich Körperlichkeit und Statik, Sinnlichkeit und Distanz, Raffinement und Unveränderlichkeit des Mustergültigen".1

Nicht zuletzt durch die umfassende Retrospektive im Wiener Leopold Museum 2017, in der erstmals die große Bandbreite seines Schaffens sichtbar wurde, sondern auch durch die aktuellen internationalen und österreichischen Galerieausstellungen erhielt das Werk von Joannis Avramidis in den letzten Jahren eine internationale Präsenz.

1 Werner Hofmann: Avramidis: Der Rhythmus der Strenge, München 2011