Preisanfrage abschicken
Wenn Sie Interesse am Kauf dieses Kunstobjektes haben, schicken Sie uns bitte eine E-Mail oder füllen Sie unser Online-Formular aus:
Von der Zeit als Schülerin des berühmten stimmungsimpressionistischen Malers Emil Jakob Schindler in den 1880er-Jahren wurde Marie Egner nachhaltig geprägt, was sich nicht nur durch die Affinität zur paysage intime äußerte, sondern auch durch die primär grüne bis grau-blaue Farbpalette. Besonders Letzteres korreliert mit den pittoresken Licht- und Wettersituationen, die die Künstlerin reizvoll in ihren Landschaftsgemälden einfängt.
Charakteristisch dafür ist das vorliegende Ölbild, in dem Egner reduziert, fast skizzenhaft, in breiten, raschen Strichen die eindrucksvolle Stimmung der hochalpinen Bergwelt kontrastreich wiedergibt. Die für Egner typische ausschnitthafte Ansicht hebt das Pathos des Bergpanoramas hervor, dessen Motiv sie so gekonnt gewählt hat, dass sich hinter einer dunkelgrünen Anhöhe im Vordergrund eine Bergspitze im finsteren Anthrazit in der rechten Bildhälfte bedrohlich in die Höhe reckt, wohingegen sich in der linken ein heller, schneebedeckter Gletschersattel sanft neigt. Verheißungsvoll formiert sich darüber eine graue Wolkenschwade vor hellblauem Himmel. Sie versteht es, durch die verschiedenen, differenzierten Grautöne, Kontraste wie Materialität – sei es schroffer Fels oder ewiges Eis – hervorzuheben. Auch die Wirkung von Licht und Schatten weiß sie geschickt einzusetzen, um dem Betrachter die besondere Atmosphäre eines aufziehenden Sturms im Hochgebirge durchaus realistisch zu vermitteln.
Für diese späteren Schaffensjahre typisch ist die immer offenere Malweise sowie auch die endgültige Hinwendung zum Stimmungsimpressionismus. Beides ist wohl auch ihrem Aufenthalt in London 1887 geschuldet, durch den sie in Kontakt mit der englischen, aber auch mit der holländischen Landschaftsmalerei kam. Hier entdeckte Egner auch die Aquarellmalerei und „die flotte, flüssige englische Technik“ 1) für sich, deren Spontanität sich in mancherlei Hinsicht auch nachhaltig auf ihr Schaffen in Öl auswirkte. Ohne Zweifel genoss sie es sichtlich, in den Bergen zu sein, die Stille und Erhabenheit der Natur aufzunehmen und ohne Umschweife zu malen. Jahre später notierte sie in ihr Tagebuch: „Es war still, schön, von tiefer Bläue in den Bergschluchten und roch nach Alpe. Ich war ruhig und genoß den Tag.“ 2)
1) Aus ihrem Tagebuch nach Suppan/Tromayer, Marie Egner. Eine österreichische Stimmungsimpressionistin, Band I, Wien 1981, S. 51 2) Siehe ebenda, S. 84