Tina Blau

1845 Wien - 1916 Wien

  • Titel Gracht in Dordrecht
  • Datierung um 1905/1908
  • Technik Öl auf Leinwand
  • Maße 26,9 x 32,7 cm
  • Signatur rechts unten signiert: Tina Blau
  • Provenienz Privatbesitz, Österreich
  • Literatur Vgl. Plein Air. Die Landschaftsmalerin Tina Blau, Jüdisches Museum der Stadt Wien, 12. Juli - 8. September 1996, Wien 1996, S. 109
  • Sonstiges Das Werk ist unter der WVZ-Nr. GE 915 im Online-Werkverzeichnis Tina Blau, Belvedere Research-Center Wien aufgenommen.

Die 1845 in Wien geborene Tina Blau zählt gemeinsam mit Olga Wisinger-Florian zu den wichtigsten und ersten weiblichen Malerinnen, die sich zurecht ihren Platz an der Seite ihrer überwiegend männlichen Kollegenschaft erarbeiteten. Bereits als 14-Jährige nahm Blau Zeichenunterricht. Gerne malte sie, auch ohne Anleitung, in freier Natur. In der Folge wurden Wilhelm Lindenschmit und August Schaeffer ihre wichtigsten Lehrer und Förderer. Während ihres ersten München-Aufenthaltes von 1869 bis 1874 wurden die Neuerungen in der französischen Landschaftsmalerei für die junge Künstlerin zunehmend wichtiger, und hier besonders die Pleinairmalerei. Diese Entwicklung wurde auch durch Österreich-Besuche während Blaus Münchener Zeit, genauer gesagt in Fischamend östlich von Wien, unterstützt. Im Zuge dieser Aufenthalte traf die junge Künstlerin auf Emil Jakob Schindler, Eugen Jettel, Franz Rumpler und Hugo Charlemont. In dem vorliegenden, wunderbaren Kleinformat hielt Tina Blau die Stadt Dordrecht in der niederländischen Provinz Südholland fest. Jährlich besuchte sie in den Jahren zwischen 1905 und 1908 Holland. Dort schätzte sie neben den Landschaftsmotiven vor allem das sanfte Licht und die spezifischen Lichtsituationen. Still und verlassen liegt die Gracht da, die zur Grote Kerk führt. Der große gotische Kirchenbau erhebt sich in der Bildmitte im Hintergrund, und wird von sich dramatisch aufbauenden Wolkentürmen betont. Gleichzeitig wirkt die altehrwürdige Kirche geradezu winzig im Vergleich zu den enormen Wolkenmassen. Diese Dramatik und Dynamik der Natur schafft einen spannungsvollen Kontrast zur verlassen wirkenden städtischen Szenerie im Vorder- und Mittelgrund.