Hermann Nitsch

1938 Wien - 2022 Mistelbach

  • Titel Aktionsrelikt
  • Datierung 1987
  • Technik Öl und Blut auf Leinwand, auf Leinwand aufgezogen
  • Maße 83,5 x 168,5 cm
  • Signatur rechts oben signiert, datiert und betitelt: Nitsch 1987 Aktionsrelikt
  • Provenienz Privatbesitz, Wien
  • Literatur Portfolio Kunst AG (Hg.), Hermann Nitsch. 20. Malaktion Wiener Secession 1987, Wien 1987 (zu dieser Malaktion)

Die 20. Malaktion des österreichischen Künstlers Hermann Nitsch fand im Februar 1987 in der Wiener Secession statt und nimmt einen Höhepunkt in seinem Schaffen ein. Die während dieser Tage entstandenen Schüttbilder sind heute allesamt Teil der Privatsammlung von Helmut Essl und somit auch bis heute als Konvolut zusammengeblieben. Dies war dem Künstler, wie er mehrfacht betont hat, sehr wichtig. Alle Arbeiten wurden 2022 im Rahmen der 59. Biennale in Venedig erneut in ihrer Gesamtheit präsentiert. Das vorliegende Werk ist ein Relikt aus eben dieser Malaktion. Mit dünnen Leinentüchern und hellgrauem Karton wurde der Boden der Secession abgedeckt. Auf Anweisung von Nitsch wurden diese nach der Malaktion zugeschnitten, teilweise überarbeitet und oftmals auch bezeichnet und signiert, wie es auch hier der Fall ist. Ziel war es, die Geschehnisse aufzubewahren, denn die unterschiedlichen Relikte – Bodenabdeckung, aber auch Kleidungsstücke und anderweitige Stoffe – sind authentische Zeugen der jeweiligen Aktionen. Seit 1963 handelte Nitsch in diesem Sinne und konservierte seine Handlungen in Aktionsrelikten. Als Hauptvertreter des Wiener Aktionismus sieht Hermann Nitsch die Malerei als Ursprung und gleichzeitig auch als das Ergebnis seiner Malaktionen. Diese Dynamik ist auch in diesem Aktionsrelikt deutlich erkennbar. Während einzelne Schuhabdrücke von dem Treiben der Malaktion berichten, läuft in der linken Bildhälfte – typisch für die Malweise des Künstler – rote Farbe nach unten. Die Fließrichtungen der Farbe sind im Vorhinein nicht planbar, so erinnert der Farbverlauf ganz links an ein zögerndes Tropfen, die Strukturen in der unteren Bildmitte wiederum vermitteln den Eindruck belebter Wildbäche. Die Arbeiten des Künstlers sollen alle Sinne der BetrachterInnen ansprechen. Für Hermann Nitsch ist der Farbton Rot eng mit dem menschlichen Leben verbunden. Dieser erinnert ihn an den Beginn und das Ende – das Leben und den Tod. Ab 1962 wurde daher die rote Farbe in seinen Werken teilweise durch Blut ersetzt. Eine Tradition, die auch in der Secession fortgesetzt wurde. Zeugen dieser Vorgehensweise sind die eingetrockneten Blutreste, die auch in dem vorliegenden Gemälde an den Ocker- und Brauntönen erkennbar sind.