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Für viele Jahre dominierte in der Malerei von Hermann Nitsch die Farbe Rot. Sie war für Nitsch „die intensivste Farbe überhaupt, die Leben und Tod bezeichnet, Sinnbild des Feuers, der Liebe, des Fleisches, des Blutes.“ (1) Auch wenn sich ab den 1990er-Jahren sein Farbspektrum erweiterte, blieb Rot nach wie vor in vielen seiner Bilder präsent, ebenso der dominante Substanzwert der Farbe. Das Schüttbild von 2013 ist im quadratischen Format gearbeitet, das erst ab 2012 in seinem Œuvre verstärkt zum Einsatz kommt. Hier konzentriert sich die Farbe auf die Mitte des Bildes. Von einer in der oberen Bildhälfte angesetzten Farbballung rinnt die Farbe den Bildträger hinunter. Das kräftige Rot der mit Hand verschmierten Farbflecken wird von einer rosa Farbe hinterfangen – eine Farbkombination, die Nitsch mehrmals verwendete. Die Zusammenhänge und die Harmonik der Farben, so Nitsch, werden immer ein Geheimnis bleiben: „Farbige Harmonik entsteht meinst, wenn ähnliche Farben nebeneinandergesetzt werden. Etwa Rot- und Orangetöne, Gelb- und Orangetöne, Violett zu Rot übergehend, Violett zu Blau übergehend, Gelb zu Grün, Grün zu Blau, kalte zu warmen roten Tönen übergehend. Dann geht es darum, eine oder mehrere Farben innerhalb des harmonischen Gefüges besonders zum Klingen zu bringen. Eine andere Möglichkeit ist, Farben gerade durch Dissonanzen, durch Komplementärfarben zur Wirkung zu bringen. Oft entsteht ein berauschendes, trunken machendes Flimmern, aber sehr viel mehr ist von einer Gesetzmäßigkeit nicht zu sagen.“ (2) Mit seiner Malerei sprengte Hermann Nitsch die Dimensionen des Tafelbilds. Die Relevanz des Raumes, der insbesondere in seinen Malaktionen zum Ausdruck kam, in denen er immer direkt auf die räumlichen Gegebenheiten einging, ist auch in seinen Leinwandbildern durch die Überlagerung von Farbschichten im Spiel mit der weißen Leinwand stets präsent. So vermitteln seine Schüttbilder stets ein dynamisches Spannungsgeflecht von Farbmaterial und Raum.
(1) Gespräch mit Hermann Nitsch, Prinzendorf 2021 (2) Hermann Nitsch, Farblehre, www.nitsch.org/farblehre