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Hermann Nitsch, der 2022 verstorbene Aktionist, Maler, Komponist, Bühnenbildner und Mitbegründer des Wiener Aktionismus, hat sich längst in den Kanon der Kunstgeschichte eingeschrieben. Stets ging es ihm darum mit seiner Kunst alle Sinne anzusprechen. Sein Orgien-Mysterien-Theater ist als zeitgenössisches Gesamtkunstwerk zu verstehen, das das breite Spektrum seiner Kunst umfasst und den Einsatz aller Sinne erfordert. Nitsch sah auch seine Malerei immer im Zusammenhang mit dem Aktionismus und in der Multimedialität seiner Kunst verankert. Die Malerei war sowohl Ursprung der Aktionen als zugleich auch ihr Ergebnis. Die Farbe war für ihn Materie, die verschmiert, verspritzt werden kann, in die man hineingreifen kann wie in Eingeweide, so Nitsch. Das sinnliche Erlebnis des Malers vor der Bildfläche, die dieser durch die Substanz der Farbe erfährt, sah er als Parallele zum Erlebnis der Akteure und Zuschauer seiner Aktionen. „Der nächste Schritt“, so Nitsch, „ist, wenn der Maler tatsächlich zum Akteur wird, die Bildfläche verlässt und anstelle von Farbe Blut verwendet und Eingeweide und Fleischsubstanzen einsetzt. So stellt die Malerei die erste Stufe meines Theaters dar.“ Die ersten Schüttbilder entstanden um 1960, seit damals entwickelte er die Form dieser Malerei stetig weiter. Ebenso überarbeitete er die Schüttung des mit der Zeit auf der Leinwand grau verblassenden Bluts mit einer Schicht von Farbe. Nitsch betonte dabei sowohl die Materialität der Farbe als auch mittels flüssigen Auftrags ihre Fluidität. Nitsch verließ das herkömmliche Feld der Malerei ebenso wie er die klassische Form des Theaters hinter sich ließ mit dem Ziel, die Darstellungsmittel auf das Elementare und Ursprüngliche zurückzuführen – die Sprache auf den Schrei, die Musik auf den Laut und das Geräusch, die Malerei auf das Verschütten und Verschmieren von Farbe. (1)
(1) Zitate stammen aus einem Gespräch mit Hermann Nitsch in Prinzendorf 2019
Silvie Aigner