Egon Schiele kam am 12. Juni 1890 als drittes Kind des Eisenbahnbeamten Adolf Schiele und der Marie Schiele in Tulln zur Welt. Da der Vater 1905 starb, wurde der Onkel Leopold Czihazek zum Vormund bestimmt. Der Drang zum künstlerischen Schaffen regte sich bei Schiele früh und heftig, sodass er den Besuch des Realgymnasiums abbrach. 1906 wurde er bei Christian Griepenkerl an der Wiener Akademie aufgenommen, das Verhältnis zu seinem erzreaktionären Lehrer war allerdings denkbar schlecht. Schiele suchte Kontakt zu seinem Vorbild Gustav Klimt, eine lebenslange Beziehung, geprägt von gegenseitiger Wertschätzung folgte. Bereits 1909 konnte Schiele mit seiner Teilnahme an der „Internationalen Kunstschau" in der Kunstwelt Fuß fassen. Aufgrund der wenig konstruktiven Stimmung verließ er die Akademie schließlich und gründete unter anderem gemeinsam mit Anton Faistauer und Franz Wiegele die „Neukunstgruppe", die ihre Werke im Salon Pisko präsentierte. 1911 verließ Schiele das ihm eher missgünstige Wien und bezog mit dem Modell Wally Neuziel ein Atelier in Krumau. Jedoch beendeten Proteste der Bevölkerung aufgrund der Aktdarstellungen junger einheimischer Mädchen diese schaffensreiche Phase jäh. Die Behörden nahmen Schiele im April 1912 wegen „Verbreitung unsittlicher Zeichnungen" in Untersuchungshaft und verurteilten ihn, primär wegen unbedachten Umgangs mit Aktzeichnungen in Anwesenheit Minderjähriger, zu drei Tagen Haft. Indessen wuchs Schieles Bekanntheitsgrad vor allem in Deutschland, sodass ihn die Münchner Künstlervereinigung „Sema" aufnahm, der auch Kubin und Klee angehörten. Auf der "Internationalen Sonderbund-Ausstellung" in Köln wurden drei Werke von Schiele gezeigt. Die stets angespannte finanzielle Lage des Künstlers besserte sich dennoch erst, nachdem ihm Gustav Klimt den Kontakt zur Familie August Lederer, einem großen Sammler, vermittelte. 1914 folgten Beteiligungen an zahlreichen Ausstellungen nicht nur in Deutschland, sondern auch in Rom, Paris und Brüssel. Wenige Tage nach der Hochzeit mit Edith Harms 1915 musste Schiele zum Kriegsdienst einrücken. Erst nach einigen Monaten wurde er zu Kanzleidiensten herangezogen, die ihm nebenher künstlerische Arbeiten gestatteten. Im Frühjahr 1918 stellte die Wiener Secession Schiele und der Neukunstgruppe ihre Räumlichkeiten zur Verfügung, wobei Schiele selbst den Hauptraum bespielte. Ein halbes Jahr nach diesem ersten großen künstlerischen und materiellen Erfolg in Wien starb Egon Schiele am 31. Oktober 1918 an der Spanischen Grippe, nur drei Tage nach seiner Frau Edith.
Egon Schiele
1890 Tulln - 1918 Wien