Die Malerin und Graphikerin Norbertine Roth wurde am 13. November 1891 in Graz geboren. Sie begann ihre Studien im frühen Alter von 10 Jahren an der Landeskunstschule in Graz, wo sie bis 1910 bei Alfred v. Schroetter studierte. Die Spezialisierung auf Tierdarstellungen erfolgte nach zwei Sommeraufenthalten 1909 und 1910 in der Dachauer Malschule Hans von Hayeks, einem Schüler des Tiermalers Heinrich von Zügel. Auf Vermittlung Alfred Schroetters konnte sie ihre Studien in Wien an der Damenschule des Graphikprofessors Alfred Schmutzer und anschließend in dessen Atelier an der Wiener Akademie der bildenden Künste als Privatschülerin fortsetzen. Frauen war der offizielle Besuch noch nicht gestattet. Das augenscheinliche Talent der Schülerin ließ Schmutzer und seine Kollegen auf jegliches Unterrichtsgeld verzichten.
Nach einer erfolgreichen ersten Ausstellung in der Wiener Secession 1914 ließ sich Norbertine Roth 1916 als freischaffende Künstlerin in Graz nieder. In sämtlichen Tiergärten Europas sowie in der freien Natur betrieb sie eifrige Studien über exotische und einheimische Tiere. In ihren Gemälden, in denen sie Ölfarbe ausgesprochen trocken auf grobkörniger Jute vermalte, verdichtete sie die einzelnen Naturbeobachtungen zu Darstellungen, die Charakter wie Physiognomie der Tiere typisch und ideal beschrieben. Manche ihrer im Grunde realistischen Darstellungen steigerten sich durch das geheimnisvolle Strahlen der Farbpalette zum Phantastischen.
Durch die Heirat mit Georg Ritter von Bresslern (1892-1952) gewann die Künstlerin 1919 einen für ihre erfolgreiche Arbeit nicht unwesentlichen, tatkräftig unterstützenden Partner. Sie eignete sich die dazumal junge Technik des Linolschnittes an und erarbeitete für dieses Medium ausgehend von japanischen und secessionistischen Vorbildern neue künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten.
Neben vielen Studienreisen innerhalb Europas zählte jene nach Nordafrika (Libyen) 1927 zu den einschneidenden Erlebnissen. Norbertine Bresslern-Roth starb 1978 in Graz.