Norbertine Bresslern-Roth

1891 Graz - 1978 Graz

  • Titel Gazellenfamilie
  • Datierung 1968
  • Technik Öl auf Jute
  • Maße 100 x 100 cm
  • Signatur rechts unten signiert: B.Roth rückseitig auf Etikett auf Keilrahmen eigenhändig bezeichnet und signiert: Öl / N. v. Bresslern-Roth, Graz
  • Provenienz Wiener Kunstauktionen (im Kinsky), 02.12.1993, Nr. 171; Privatsammlung, Steiermark; Privatbesitz, Wien
  • Literatur Michael Stoff (Hg.), Bresslern-Roth. Eine Hommage im St. Veiter Schlössl zu Graz, Graz 2003, S. 83; Christa Steinle (Hg.), Norbertine Bresslern-Roth. Tiermalerin, Neue Galerie Graz, Graz 2016, WVZ-Nr. 406

Vorsichtig recken die abgebildeten Gazellen die Hälse nach unten in den mit Sehnsucht erwarteten Fluss, der die heiße Savanne lebensspendend durchzieht. Die erfolgreichste österreichische Tiermalerin Norbertine Bresslern-Roth versteht es meisterhaft, die afrikanischen Tiere so darzustellen, dass nicht nur die bewegte Körperhaltung und das Spiel der Muskeln realitätsgetreu wiedergegeben, sondern dem Betrachter auch die Emotionen der Wildtiere nähergebracht werden. Mit ihrem hohen Einfühlungsvermögen und ihrer genauen Beobachtungsgabe wählt sie das zögerliche Wesen der vom Durst getriebenen Fluchttiere zum Bildthema. Sie zeigt ihre Grazilität, welche sich hier jedoch durch die konzentrierte Achtsamkeit und die Anspannung jederzeit fliehen zu können, von Zwiespalt und Überwindung gehemmt, in staksige Schritte zum Ufer niederschlägt. Die Bewegung der kleinen Herde in einem Bogen von rechts oben nach unten erzeugt eine Dynamik, die die Leserichtung des Gemäldes vorgibt. Es zeigt sich, dass die Angst der Antilopen berechtigt ist. Rechts unten in einer Höhle vor ihnen verborgen, lauert ein Krokodil, bedächtig darauf wartend plötzlich zuzuschnappen. Ein kleiner, leuchtend blauer Vogel wirkt als Blickpunkt und scheint auf die drohende Gefahr zu betonen, die sich in erschreckender Nähe zu dem trinkenden Bock im Vordergrund befindet. In einer Detailszene links davon am Flussufer verweist eine Schlange, die gerade einen Frosch erbeutet, auf den Überlebenskampf am raren Wasser, wenn auch im umgekehrten Sinn. Ihre Fähigkeit zur guten Beobachtung schulte Norbertine Bresslern-Roth im Schönbrunner Tierpark, in dem sie schon in jungen Jahren fast ihre gesamte Freizeit verbrachte. Vor ihren lebenden Modellen schuf sie unzählige, minutiöse Zeichnungen und Aquarelle. So konnte Bresslern-Roth sich die Anatomie, die Bewegungsabläufe, Eigenschaften und nicht zuletzt den spezifischen Ausdruck der Tiere künstlerisch aneignen. Durch dieses Wissen sowie der tiefen Verbundenheit zu den Tieren selbst, war sie in der Lage eindrucksvolle Bildwelten zu erschaffen, welche zum Eintauchen einladen und spannende Geschichten aus dem Leben in der Wildnis erzählen.