Erika Giovanna Klien

1900 Borgo di Valsugana - 1957 New York

  • Titel Sommer
  • Datierung 1931
  • Technik schwarze Kreide auf Papier
  • Maße 48,5 x 31 cm
  • Signatur mittig rechts unten signiert, betitelt und datiert: ERIKA / GIOVANNA / KLIEN / SOMMER 1931 -
  • Provenienz aus dem Nachlass der Künstlerin; Privatbesitz, Deutschland
  • Literatur Marietta Mautner Markhof, Gemäldegalerie Michael Kovacek (Hg.), Erika Giovanna Klien. Wien 1900 - 1957 New York, Wien 2001, S. 45, Abb. 11 Sylvia Kovacek GmbH (Hrsg.) Erika Giovanna Klien. Wiener Kinetismus. Wien 2022, S. 50f, Abb. 12

Während der Sommermonate 1931 besuchte Klien zum letzten Mal Österreich. Sie war 1929 einem Angebot gefolgt, als Repräsentatin der in den USA berühmt gewordenen „Schule“ ihres Lehrers Franz Cizek am New Yorker Stuyvesant House zu unterrichten. Da man sie für 1931 gebeten hatte, wieder die Sommermalkurse an der Klessheimer Elizabeth Duncan-School bei Salzburg zu leiten und ihr wahrscheinlich die Reisekosten bezahlte, konnte sie in den Sommermonaten nach Österreich kommen. Es sollte das letzte Mal sein, dass Klien ihre Heimat sah. Obwohl die hier dargestellte Engelwurz über die ganze nördliche Hemisphäre verbreitet sein soll, ist in dem „Sommer“ betitelten Blatt also mit größter Wahrscheinlichkeit eine österreichische Angelica silvestris zu sehen. Auch hier liegt eine Studie vor, die alle typischen Kennzeichen des Naturmotivs berücksichtigt. Stilistisch sind aber all diese Merkmale einem „Formwillen“ untergeordnet, der die formalen Veränderungen in Kliens Kunst seit ihrer ersten beruflich bedingten Auseinandersetzung mit kindlichem und „primitivem“ Gestalten um 1924/25 zusammenfasst. Neben dem additiven und flächigen Charakter der Doldenstrahlen, der sich auf Kliens Auseinandersetzung mit kindlichem Gestalten zurückführen lässt, tritt hier ein Stilmittel auf, das sie um 1925 entwickelt hatte und das durch ihre ganze amerikanische Zeit hindurch ein tragendes Element ihrer Kunst gewesen ist: die Umkehrung von „tragenden“ Formumrissen oder sogenannter „Kraftlinien“ in Leerstellen bzw. ausgesparte Bildzeichen. (Dieses Formdenken könnte durchaus auf druckgraphische Versuche zurückgehen, bei denen die konstruktiven Linien, wie etwa bei Kliens Linolschnitten von 1923, als weiße Zeichen auf Schwarz erscheinen.)