Erika Giovanna Klien

1900 Borgo di Valsugana - 1957 New York

  • Titel Die Bewegung eines Kopfes
  • Datierung 1923
  • Technik Bleistift und Graphit auf Papier
  • Maße 39,1 x 25,7 cm
  • Signatur links unten datiert und signiert: 1923/ ERIKA / GIOVANNA / KLIEN rückseitig betitelt und datiert: Die Bewegung / eines Kopfes / 1923 rückseitig nummeriert: 63337_1 sowie von fremder Hand bezeichnet: EriKa / Klien
  • Provenienz Privatbesitz, Deutschland
  • Literatur Vgl. Marietta Mautner Markhof, Erika Giovanna Klien 1900 - 1957, Ausstellungskatalog Museum moderner Kunst Wien, Wien 1987, S. 108, Abb. 60 Sylvia Kovacek GmbH (Hg.) Erika Giovanna Klien. Wiener Kinetismus. Wien 2022, S. 34f., Abb. 5

Zwischen 1921 und 1923 entstanden einige Werke, die das Thema Tanz behandeln und dabei einen Fokus auf den Ausdruck von Händen und Augen legen. Gerade diese Zeichnung ist dabei ein wunderbares Dokument dieser Thematik, da die Zeichnung Kliens Hauptmedium war, und sie darin eine bemerkenswerte Meisterschaft erlangte. Gründe dafür waren wohl mehr ihre vorrangige, pädagogische Laufbahn als ihre Laufbahn als Künstlerin. Aber auch ihr sensibles Spiel mit der Auflösung der Form findet in der Zeichnung das passendere Medium. Im Gesamtschaffen Kliens gibt es relativ wenige Werke in Öl und da den vorwiegenden Teil aus ihrer Zeit in Österreich. Vielleicht ist es auch der Tatsache geschuldet, dass sie sich letztlich nie für eine Karriere als Künstlerin entschieden hat und ihr Schaffen dem Studium neuer Formen, oft in einem pädagogischen Sinn, verschrieb. Ihr Bewusstsein als Frau, in einer männerdominierten Gesellschaft tätig zu sein, zieht sich unübersehbar durch all ihre Schaffensperioden. Die Zeichnung als Medium war da vielleicht auch ein Rückzugsort, der ihr mehr Raum für das Experiment gewährte, ohne sich zu sehr an diesen Fronten der Geschlechter zu zerreiben.

Auch bei vorliegendem Werk könnte man davon ausgehen, dass die Figur Züge der Künstlerin trägt und somit auch eine Auseinandersetzung mit sich selbst ist – eine Figur, die sich in einem Entwicklungsstadium befindet. Von einer am unteren Rand in sich gekehrten, ruhenden Person, die im Zentrum des Blattes erwacht und dann voller Konzentration dem Betrachter ins Auge blickt, um dann am oberen Blattrand in eine sich auflösende Form, eine Katharsis, überzugehen. Dabei könnte es sich vielleicht um eine Selbstreflexion, ganz im Sinne der Lehre ihres Professors Cizek, handeln. Die Werke dieser Thematik bringen stark die Virtuosität Kliens zum Ausdruck und gleichzeitig sind sie besonders mit ihrer Persönlichkeit und Biografie vernetzt.

(Daniel Pabst)