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In Rudolf von Alts Schaffen bilden die prominenten Ansichten der kaiserlichen Hauptstadt deutliche Höhepunkte, deren historischer Wert, neben ihren künstlerischen Qualitäten, nicht hoch genug zu schätzen ist. In seinen minutiös geschilderten Szenerien gab der Künstler das architektonische Stadtbild jener Zeit in ausgesprochenem Detailreichtum wieder. Er studierte beliebte Orte auch oft mehrere Jahre versetzt, wodurch diese Ansichten zu bedeutenden Zeugnissen der Veränderungen im Stadtbild Wiens des 19. Jahrhunderts wurden. Im vorliegenden Werk führt uns Rudolf von Alt die Gegebenheiten des Jahres 1885 vor Augen: Es zeigt den Blick von der Freyung über den Heidenschuss gegen den Platz Am Hof. Während das Auge des Betrachters von dem freien Straßenstück am unteren Rand des Blattes über den Straßenzug zum Platz Am Hof wandert, strömt ihm eine belebte Menschenmenge entgegen. Elegante Damen und Herren flanieren entlang der Wege, während das einfache Volk seinen Besorgungen nachgeht. Auf der Straße bahnen sich zwei Kutschen den Weg durch die Stadt. Auch zahlreiche Tauben und zwei Hunde sind auf dem Platz vertreten und tragen zur Dynamisierung der Szenerie bei. Die topografische Genauigkeit Rudolf von Alts zeigt sich in den minutiös wiedergegebenen Architekturen des Blattes. Im Mittelgrund befindet sich der 1846 errichtete Austriabrunnen mit der gekrönten Austria auf einer Säule im Zentrum, umgeben von Allegorien der vier wichtigsten Flüsse des Habsburgerreiches. Dahinter, an der Ecke Freyung/Renngasse, ragt raumgreifend das ab 1871 errichtete Bankgebäude der „Niederösterreichischen Eskomptegesellschaft“ auf. Mit großer Sorgfalt ist die reich stuckierte Hausfassade mit ihren Giebeln und Pilastern sowie dem von feinen Säulen getragenen Portikus wiedergegeben. Links im Heidenschuss, am Übergang zum Platz Am Hof, befindet sich das sechsstöckige Gebäude der „Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe“, dessen leuchtend gelbe Fassade nur mit einer einzigen Fensterreihe wiedergegeben ist. Es wurde ab 1858, im Verhältnis zu seinen Vorgängerbauten von der Straße deutlich zurückversetzt, errichtet. Die ehemaligen kleinen Häuser an dieser Stelle wurden 1856 im Zuge der Modernisierung Wiens demoliert. Durch diese „Regulierungen“ wurde die Straße für den immer stärker werdenden Verkehr verbreitert und der Blick auf das k. k. Hofkriegsraths-Gebäude am Platz Am Hof freigegeben, über dessen Dachlandschaft der Südturm des Stephansdoms aufragt. Das einzige heute noch großteils erhaltene Gebäude ist an der rechten Seite des Blattes nur leicht angeschnitten wiedergegeben: Es handelt sich um das ab 1851 errichtete Palais Montenuovo, das auch heute noch das namensgebende Schild zum Heidenschuss trägt.