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Das Aquarell „Der Markusplatz in Venedig“ aus dem Jahr 1880 ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Entwicklung von Alts Spätwerk. In dieser Schaffensphase wandte er sich zunehmend einer freieren malerischen Auffassung zu. Das vorliegende Blatt zeigt deutlich, wie Alt sich von der zuvor präzisen, vedutenhaften Detailbeschreibung löste. Anstatt den berühmten und oft dargestellten Markusplatz in seiner Gesamtheit festzuhalten, wählte er einen ungewöhnlichen, ausschnitthaften Blickwinkel. Die Architektur, die in früheren Werken oft die Hauptrolle spielte, tritt hier in den Hintergrund. Sie dient nunmehr als atmosphärische Kulisse für das lebendige Treiben der Stadt. Alt fängt das pulsierende Leben des Platzes wie in einer Momentaufnahme ein, mit einem Fokus auf die menschlichen Interaktionen und das alltägliche Geschehen. Im Vordergrund des Bildes hat sich eine große Menschenmenge vor dem Campanile San Marco versammelt. Am Fuße des Turms scheint eine Tombola stattzufinden, deren gezogene Zahl – rechts im Bild unter einer Arkade sichtbar – von einer Dame in die Höhe gehalten wird. Diese Momentaufnahme verleiht dem Werk eine zusätzliche Dynamik und Authentizität. Bemerkenswert ist der Kontrast in der Detaillierung: Während die komplexen Reliefs des Glockenturms oder die durch Maßwerk verzierten Fassaden des Markusplatzes eher locker und skizzenhaft wirken, sind die Figuren im Vordergrund mit größerer Präzision dargestellt. Hier kann der Betrachter bekannte Persönlichkeiten entdecken: Nikolaus Dumba, ein bedeutender Mäzen Alts, flaniert mit seiner Gattin von der rechten Seite kommend. Eine besonders persönliche Note erhält das Aquarell durch die Figur ganz links vorne im Bild, die unter einem Sonnenschirm sitzt. Laut einer rückseitigen Bezeichnung handelt es sich hierbei um ein Selbstporträt Rudolf von Alts. Dieses Werk ist ein eindrucksvolles Zeugnis von Rudolf von Alts malerischer Entwicklung und seiner tiefen Verbundenheit mit Venedig. Er schuf nicht nur eine Abbildung des Markusplatzes, sondern eine lebendige Szene, die die Atmosphäre und den Geist der Stadt einfängt. Die Abkehr von der reinen Vedutenmalerei hin zu einer freieren, offeneren Herangehensweise ermöglichte es Alt, die flüchtigen Momente des Lebens auf dem Markusplatz festzuhalten und dem Betrachter ein Gefühl von Präsenz zu vermitteln.