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Der weibliche Akt nimmt in Waldes Œuvre von Beginn bis zum Ende seines Schaffens einen großen Stellenwert ein. Zahlreiche Werke sind erhalten, die zu seinen Lebzeiten jedoch nur selten den Weg zu Sammlern fanden – die erstmals 1921 ausgestellten Aktdarstellungen erregten Anstoß beim Publikum, die Kritik reagierte mit Ablehnung. Infolgedessen schuf sich Walde abseits jeglicher Öffentlichkeit und ohne den Zwang einer Verkaufsprämisse mit Werken dieses Genres einen sehr persönlichen Bereich. In malerisch freiesten Schöpfungen waren diese Werke nur engen Freunden zugänglich. Oftmals stand ihm dabei seine erste Frau Hilda Lackner Modell. Wie intim und persönlich diese Szenen sind, zeigt das vorliegende Werk des Akts im Wald.
Der tiefschwarze Bildträger wird effektvoll als Malgrundlage eingesetzt, auf die der Künstler in einem fließend, belebten Malduktus mit trockenem Pinsel die Szene festhält. Die Bäume des Waldes und der Akt modellieren sich aus den Höhungen der weißen und graugelben Tempera heraus. Hinter dem Akt markieren dicht hintereinanderstehende Baumreihen die Tiefe des Waldes. Die Morgensonne fällt von schräg links auf die Szene. Im hellen Streiflicht erscheint das Modell in Vorderansicht mit leicht vorgebeugtem Oberkörper. Die leuchtend weiß konturierten Schultern folgen der Beugung des Körpers und sind, in Entsprechung des linken, dicht an den Körper gepressten Arms, nach vorne zusammengezogen. Den Kopf leicht nach rechts gedreht, markiert ein strahlendes Weiß ein breites, volles Lachen. Auf Höhe der linken Hüfte hält die Frauengestalt ein langes, hell leuchtendes Tuch, das in fließenden Bahnen auf den Waldboden fällt. Die dreireihige Perlenkette und die koketten Stöckelschuhe, die alleine den nackten Körper zieren, betonen die sinnliche Erotik der Darstellung.
Die ganze Szenerie beschreibt eine flüchtige Momentaufnahme. Wie ein Schnappschuss erscheint der Akt, der sich lachend einer scheinbar der Szene beitretenden Person zuwendet, und wie in einem Reflex, über den sich das Modell selbst zu amüsieren scheint, das bedeckende Tuch an sich rafft. Die schnellen, sicher aufgetragenen Pinselstriche unterstreichen die Flüchtigkeit des Augenblicks und betonen die Spontanität des einmaligen, ungestellten und sehr intimen Moments.