Alfons Walde

1891 Oberndorf - 1958 Kitzbühel

  • Titel Liebespaar
  • Datierung um 1932/1933
  • Technik Pastell auf Papier
  • Maße 50,2 x 65,6 cm
  • Signatur rückseitig Nachlassstempel
  • Provenienz Privatbesitz, Tirol
  • Literatur Vgl. Peter Coeln (Hg.), Alfons Walde. SchauLust. Die erotische Fotografie von Alfons Walde, Wien 2015, S.17ff. sowie S. 187 (oben mittig)
  • Sonstiges Das Bild ist im Werksarchiv von Alfons Walde registriert.

Die vorliegende außergewöhnliche Pastellarbeit von Alfons Walde zeugt von seiner immensen Begeisterung für die Aktmalerei. Abseits von den bekannten Kitzbüheler Landschaftsgemälden, die schon damals heiß begehrt waren, schuf er im Privaten, ganz für sich selbst, besonders adrette wie intime Aktszenen. Dieses Interesse, insbesondere für den weiblichen Körper, nahm schon früh seinen Anfang, als er während seines Architekturstudiums an der Technischen Hochschule in Wien von 1910 bis 1914 die Arbeiten der Wiener Künstler der Zeit, allen voran Gustav Klimts und Egon Schieles, kennenlernte. Angeregt durch deren Körperdarstellungen, findet er bald seine eigene Formensprache. Erst flüchtig, überzeichnet und expressiv, werden die Akte in den 1930er Jahren detaillierter, erotischer und aber auch sachlicher. Es ist die nahsichtige Unmittelbarkeit, die den Betrachter dieses Werkes sofort ins Geschehen zieht. Verstärkt wird der Effekt auch durch das für einen Akt Waldes auffallend großes Format, in welchem das reizvolle Motiv einer Nahaufnahme gleicht und einen Blick durchs Schlüsselloch suggeriert. Generell steht Waldes Aktmalerei im Dialog mit seinen umfangreichen fotografischen Aufnahmen. Gerade für den stark voyeuristisch veranlagten, beobachtenden Walde ist die Fotografie das ideale Medium, um seine Fantasien einerseits bewusst zu inszenieren, andererseits aber auch um scheinbar spontane, erotische Eindrücke unmittelbar festzuhalten, um sie danach in ein malerisches Werk zu übertragen. Darüber hinaus verleiht die Wahl von Pastell – seine bevorzugte Technik bei Aktdarstellungen - dem Bild eine weiche, stoffliche Qualität, sodass das sanft abgestimmte Kolorit des Inkarnates der beiden Akteure, fein modelliert vom Licht- und Schattenspiel, fast seidig wirkend, den Betrachter geradezu zur Berührung einlädt. Interessant ist zudem das Umfeld des Bettes, in dem die Figuren eingebunden sind, das Walde bewusst in gebrochenem Weiß hält und Polster wie Tuchent hinter den beiden spannungsvoll vor blauem Hintergrund aufragen lässt, um den Eindruck einer verschneiten Berglandschaft zu evozieren. Typisch für Waldes erotisches Œuvre sind die aufreizenden Strümpfe und spitzen Stöckelschuhe, für die er offenbar eine besondere Vorliebe entwickelt hat. Im Allgemeinen vermag es Walde hier die Harmonie und Ästhetik der verschlungenen Körper sowie die einzigartige Intimität dieses erotischen Moments eindrucksvoll an den Betrachter zu vermitteln und legt sich hier selbst als überraschend sensibler, feinfühliger Aktkünstler offen.