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Die Figur des Bauern beschäftigt Walde während seines ganzen Schaffens. In einprägsamen Bildsujets zeigt er den Typus des Bauern, eingebunden in seinen Landschafts- und Lebensraum. Dabei gilt sein Interesse nicht dem Themenkreis der bäuerlichen Tätigkeit, sondern der Sonntags- und Feiertagsstimmung. Das Bildmotiv "Kirchstiege" basiert auf dem bereits 1914 gefundenen Bildkonzept "Kirchgang", das Alfons Walde ab 1920 in der vorliegenden Fassung weiterentwickelt. Nach der Sonntagsmesse werden Kirchgänger, in Festtagstracht die Stiege der Kirche hinabsteigend, wiedergegeben. Im eng gewählten Bildausschnitt ist zentral im unmittelbaren Vordergrund eine Kirchgeherin mit einem Mädchen an der rechten Hand und einem Knaben zur Linken zu sehen. Dahinter folgen ein Mann und eine Frau mit rot-orangefarbenem Umhang, während ganz oben, vom Bildrand überschnitten, nur noch ein Bruchstück einer weiteren Figur zu erahnen ist. Die Hintergrundkulisse bleibt mit schnellem Strich summarisch angedeutet. Gekonnt verleiht Walde seiner Bildkomposition Dynamik, indem er die nach vorne gerichtete Schrittbewegung der Frau mit lila Schürze mit ihrer zur Seite gewandten Blickrichtung kontrastiert. Auf eine nähere physiognomische Charakterisierung und Ausformung des Individuellen verzichtet er bewusst und schafft so Archetypen: seine Kirchgänger sind Repräsentanten einer allgemeingültigen Situation.
Feinsinnig und genau beobachtend, verewigt der Künstler diese tief empfundene, gelebte Tradition, den Alltag, die Festtage und Kirchgänge des bäuerlichen Lebens, die heute zum bleibenden Erbe der Tiroler Kultur zählen. Mit einem künstlerischen Vokabular, das durch persönliche Begegnungen mit Gustav Klimt und Egon Schiele im sezessionistischen und frühexpressionistischen Wien der Vorkriegsjahre geprägt wurde, beginnt in der Dekade nach dem Ersten Weltkrieg Alfons Waldes zweite wichtige Schaffensphase. Schlüsselwerke wie die monumentale „Stadt im Tauschnee (Kitzbühel)“ oder auch nebenstehende frühe Fassung der bald so berühmten Serie der Kirchgänge und Begegnungen zeigen erstmals eindrucksvoll eine Farb- und Formreduktionen im Sinne des Expressiven und Monumentalen. Gegenüber dem Werk der Vorkriegsjahre erscheint das Gegenständliche hier nun zu großen stilisierten Flächenwerten zusammengezogen, mit kräftiger Silhouettenwirkung, weitgehend unmodulierter Farbe und spannungsreicher, festgefügter Komposition.