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Die Zeichnung ist der unmittelbarste Ausdruck eines künstlerischen Gedankens in der bildenden Kunst. Deshalb geht sie oft den Gemälden voran, welche die Bildidee in einer Gesamtkomposition konsolidieren und hierbei die zeichnerisch erarbeiteten einzelnen Motive integrieren. Im malerischen Werk Kolo Mosers kann für mehrere Gemälde diese konsequente und überlegte Arbeitsweise nach den klassischen Regeln der Malerei nachgewiesen werden: Aktstudien ergründen die anatomische Haltung einer Figur, Gewandstudien die weitere Ausformung, Kompositionsstudien die Lage der Figur im Bildraum, bis schließlich im Gemälde die koloristischen Probleme behandelt werden, die für Moser eine entscheidende Dimension bildeten. Für die zeichnerische Darstellung der Dame, die sich nach dem Bad abtrocknet, lässt sich bislang kein Gemälde benennen, in dem das Motiv Eingang gefunden hätte. Somit handelt es sich um eine jener Studien, in denen sich der Künstler frei mit einem Bildmotiv beschäftigt, dass ihm Gelegenheit für seinen Form- und Ausdruckswillen bietet. Die Alltäglichkeit der Situation, in der sich die Figur befindet, ist weit von symbolistischen Konnotationen entfernt und bildet den Anlass für eine Figurenstudie, in der die Annehmlichkeit der Gefühle nach dem Bad zum Ausdruck kommt. Alles unterliegt einem harmonischen Bewegungsfluss: die Kontur des Körpers wird durch fließende Linien wiedergegeben; die Hände, die das trocknende Tuch um den Kopf führen, und die Kopfhaare, die unmerklich in das Tuch übergehen, verbildlichen den Genuss intensiver Körperlichkeit. In dieser Weise fügt sich die vorliegende Zeichnung gut in eine Gruppe von Aktstudien ein, die Kolo Moser um 1912 schuf. Ihnen gemeinsam ist die kaum unterbrochene Konturlinie, welche die Körperlichkeit der Figuren in organischen Schwüngen abrundet. Diese wenigen Zeichnungen heben sich von den meisten anderen Zeichnungen Mosers ab, die mit stärkerem Strich und Schraffuren die Körper als kräftige plastische Formen begreifen. Motivisch dürfte es sich bei dem dargestellten Akt um die gleiche Person handeln, die Moser auf einem Widmungsblatt dem Darmstädter Verleger Alexander Koch zu dessen 25. Verlagsjubiläum überreichte. Thematisch lässt der weibliche Akt mit Tuch an Mosers Gemälde der Drei Grazien (WVZ Nr. 152) und das mehrfach ausgeführte Motiv der Venus in der Grotte (WVZ Nr. 154, 155, 157, 182, 183, 194, 195 und 196) denken, mit denen sich Moser von 1914 bis 1916 intensiv beschäftigt hat. Dies belegt, dass die Aktstudie eng im Motivrepertoire Mosers verankert war, ohne im Einzelnen in einem seiner Gemälde wiederzukehren.