Ferdinand Georg Waldmüller

1793 Wien - 1865 Hinterbrühl bei Mödling

  • Titel Nähende Mutter mit ihren Kindern
  • Datierung 1854
  • Technik Öl auf Holz
  • Maße 56,1 x 45,6 cm
  • Signatur unter dem Stuhl signiert und datiert: Waldmüller 1854
  • Provenienz 1980er Jahre Kunsthandel Bednarczyk, Wien ;Privatbesitz, Österreich
  • Literatur Bruno Grimschitz, Ferdinand Georg Waldmüller, Werkverzeichnis, Salzburg 1957, WVZ-Nr. 794, ohne Abb.; Klaus Albrecht Schröder, Ferdinand Georg Waldmüller, München 1990, S. 196f. Abb. 83

Ferdinand Georg Waldmüller wurde am 15. Jänner 1793 in Wien geboren. Er besuchte von 1807 bis 1813 die Akademie der bildenden Künste in Wien. Gleichzeitig begann er ab 1811 als Zeichenlehrer in Zagreb zu arbeiten. Dort lernte er die Sängerin Katharina Weidner kennen, die er 1814 heiratete. 1817 ließ er sich mit seiner jungen Familie in Wien nieder und bildete sich durch das Studium Alter Meister und Landschaftsmalerei weiter. Nach der Scheidung von seiner Frau reiste Waldmüller von 1825 bis 1844 regelmäßig nach Italien. 1829 wurde er zum Kustos der Gemäldegalerie der Wiener Akademie der bildenden Künste bestellt. Im Jahr darauf reiste er nach Paris, um die neuere französische Malerei zu studieren. Die Sommermonate verbrachte er bis 1840 im Salzkammergut und widmete sich den Naturstudien. 1835 wurde er zum ordentlichen akademischen Rat ernannt, geriet aber ab 1838 zusehends mit der Wiener Akademie in Konflikt, da er deren Lehrmethoden kritisierte. Schließlich wurde er 1857 sogar zwangspensioniert, was dazu führte, dass seine letzten Jahre von finanzieller Not und dem Bestreben um Rehabilitierung seiner Stellung geprägt waren. Nichtsdestotrotz ging es in seinem Privat- und Künstlerleben bergauf. Schon 1851 heiratete er ein zweites Mal, nämlich die erst 25-jährige Anna Bayer. Ab 1855 nahm Waldmüller mit großem Erfolg an internationalen Ausstellungen teil, wie an der Pariser Weltausstellung oder im Londoner Buckingham Palace. Darüber hinaus erhielt er hohe Auszeichnungen. Am 23. August 1865 starb der Biedermeiermaler nach kurzer Krankheit in Hinterbrühl bei Mödling. Seine künstlerische Wertschätzung erhielt er allerdings erst drei Jahrzehnte danach im Rahmen des Wiener Fin-de-Siècle. Die Darstellung intimer, familiärer Szenen ist eine Spezialität von Waldmüller, die er über seine lange Schaffenszeit hinweg perfektioniert hat. In vorliegendem Gemälde zeigt uns der Künstler eine nähende Mutter, die von ihren vier Kindern umgeben ist. Das Kleinste sitzt am Boden, ein blondes Mädchen stützt sich am Schoß der Mutter ab und zwei weitere Kinder sind halb versteckt hinter dem Stuhl und scheinen ihr jüngstes Geschwisterchen erschrecken zu wollen. Eine ältere Frau ist in einem dunklen Zimmer im Hintergrund zu sehen, wo sie Haushaltsarbeiten erledigt. Das Licht spielt in dem Bild eine wichtige kompositorische Rolle. Es beleuchtet die Szene von links kommend – etwa eine Tür oder ein Fenster außerhalb des Bildausschnitts. Lichtreflexe erhellen das blonde Haar des stehenden Mädchens, sowie das Gesicht des Kleinkindes am Boden, das sich strahlend vom Dunkel des Hintergrundes absetzt. Obwohl das Bild streng komponiert ist, ist das Licht doch sehr natürlich. Die zwei Geschwister erscheinen aus dem dunklen Teil des Raums und treten ins Licht. Die Frau im anderen Raum ist kaum erleuchtet, was sie auch kompositorisch von der Hauptszene absetzt. Die Szene fokussiert sich auf die Mutter, die in der Mitte des Bildes positioniert ist, sowie auf dem Kind am Boden, das die Blicke aller Figuren auf sich zieht. Spielerisch schafft es die Mutter, gleichzeitig auf ihre Kinder zu achten und nebenbei zu nähen. Sie scheint nicht gestresst, sondern die Anwesenheit ihrer Kinder zu genießen. Der Künstler zeigt uns eine idealisierte Szene einer Mutter, die sich rührend um ihre Kinder kümmert, die Kleider flickt und alle diese Tätigkeiten mit Freude und Hingabe erledigt. Die Szene strahlt Ruhe aus und lädt den Betrachter ein, sich als Besucher oder weiteres Familienmitglied in das Bild hineinzuversetzen.