Maria Lassnig

1919 Kappel am Krappfeld - 2014 Wien

  • Titel Gartenbank
  • Datierung 1981
  • Technik Aquarell auf Papier
  • Maße 42,8 x 61 cm
  • Signatur rechts unten betitelt und datiert: Gartenbank [19]81 rückseitig bezeichnet: 457 Gartenbank
  • Provenienz Privatbesitz, Österreich
  • Literatur Vgl. Julia Friedrich (Hg.), Maria Lassnig. Im Möglichkeitsspiegel. Aquarelle und Zeichnungen von 1947 bis heute, Ausstellungskatalog Museum Ludwig, Köln 2009, S. 144
  • Sonstiges Das Bild ist in der Maria Lassnig Foundation registriert.

Maria Lassnig spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Informel in Österreich Anfang der fünfziger Jahre. Ihre „Body Awareness“ Bilder sind einzigartige und wichtige Beiträge zur Malerei des 20. und 21. Jahrhunderts. Der eigene Körper ist für Lassnig Wahrnehmungsinstrument und Forschungsgegenstand zugleich. Ihre radikale Selbstbefragung in den „body awareness paintings“ bleibt jedoch nicht auf den eigenen Körper beschränkt. Sie schließt seit den 1970er Jahren verstärkt Elemente der Außenwelt mit ein. Tiere, roboter- und monsterähnliche Kreaturen, Alltagsobjekte und technisches Gerät dienen der Wahrnehmung der eigenen Bewusstseinswelt als Unterstützung. In den 1980er Jahren entfaltet sich in Maria Lassnigs Werk eine für den Betrachter zunehmend einfacher lesbare, konkretere Ebene ihrer „body awareness“. Die Landschaft beginnt in raffinierten Variationen und Konstellationen den Bildraum zu erobern und Ausgangspunkt und Kristallisationsebene ihrer Körperwahrnehmungen zu werden. In einer neuartigen frischen, unmittelbaren Farbigkeit und formal dichten und differenzierten Herangehensweise entstehen in subtiler Aquarelltechnik herausragende „Landschaftsimpressionen“ im weitesten Sinne. In diesem „naturorientierten Spätwerk“ 1) ist gewissermaßen als Auftakt auch die berühmte kleine Reihe der „Gartenaquarelle“ von 1980/1981 einzuordnen, die das Thema Mensch und Landschaft aufregend neu inszeniert: „Hier sieht man typische Lassnigsche Körpergestalten in eine österreichische, grasgrüne Frühsommerlandschaft hineinversetzt. Kompositionell sind die Gestalten wunderbar in ihre Umgebung eingepasst. Sie geben sich gleichsam der Gestik der Landschaft hin. Die Figuren sind aufrecht mit den Bäumen, hingestreckt mit Wiesenflächen, in sich gesammelt mit den Sträuchern. Noch kontrastieren sie mit der Umgebung… nicht nur durch die leuchtenden, fast scharfen Lokalfarben, sondern auch durch das Weiß des Malgrundes, das die Figuren umrandet und diese von der Landschaft trennt“. 2) Die Idylle einer lichtdurchfluteten blühenden Blumenwiese, detailreich und realistisch in zahlreichen abgestuften Grün-, Gelb- und Blautönen nuanciert, wird surreal durchbrochen von den diagonalen harten Planken der Gartenbank und den darauf hell schimmernden, amorphen Körperformen, die irritierend unvermittelt die Frühlingswiese wie fluide, rosafarbig-alienhafte Eindringlinge usurpieren. Auch in dieser eindrucksvollen aquarellierten Vision ringt Maria Lassnig mit speziellen subjektiven Empfindungen – mit Kälte, Wärme, Druck, Schmerz oder Stressempfinden –, die hier in der Naturumgebung seismografisch fein erfasst und in kraftvoller, reinfarbig inszenierter Farbpalette durchaus verstörend und rätselhaft das Auge des Betrachters konfrontieren.

1) Maria Lassnig. Aquarelle, Ausstellungskatalog, Kärntner Landesgalerie, Klagenfurt; Graphische Sammlung Albertina Wien, Klagenfurt 1988, S. 15 2) Konrad Oberhuber, Die Begegnung mit der Außenwelt. Zu den Aquarellen von Maria Lassnig, in: ebd., S.16