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Mit 41 Jahren verlässt Maria Lassnig Ende November 1960 Wien und zieht ins „Zentrum des Kunstbraukessels“ (Maria Lassnig, in: Natalie Lettner, Maria Lassnig. Die Biografie, Wien 2017, S. 152), nach Paris. Sie führt künstlerische und private Gründe für diese Entscheidung an. Obwohl ihr als Mitglied des Art Clubs, mit Ausstellungen im Strohkoffer und, als einer der wenigen Frauen, auch mit einer Einzelausstellungen in der Galerie St. Stephan Anerkennung gezollt wurde, verlässt sie Österreich. Ein Muster, das sich später in Frankreich wiederholen wird, als sie gut vernetzt und nach ersten Ausstellungserfolgen 1968 ihre Zelte Richtung New York abbrechen wird. Mit den ersten abstrakten Körpergefühlen und tachistischen Knödelselbstportraits der 1950er-Jahre öffnet Maria Lassnig „ein weites, unbekanntes Terrain, wie es nur wenige Künstler selbst zu Beginn der Moderne betreten haben“ (Wolfgang Drechsler, Einleitungstext in: Maria Lassnig, Ausstellungskatalog, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, 20er Haus, Wien; Musée des Beaux-Arts de Nantes, Nantes 1999). Der Körper wird nicht von außen gesehen gemalt, sondern von innen gefühlt. Die Linie wird zum Ausdruck der eigenen physiologischen Befindlichkeit. In den frühen 1960er-Jahren kehrt das Figurale zurück, es wird zum Ausdruck einer malerischen Introspektion. Hochkonzentriert mit einer meditativen Langsamkeit malt Maria Lassnig teils mit geschlossenen Augen neben der Leinwand liegend Körpergefühle. Auch mittels Farbigkeit werden Körperempfindungen zum Ausdruck gebracht. „Druckpunkte, Spannungen, Verdichtungen und Streckungen, alle nur möglichen ‚kleinen‘ Gefühle werden auf der Leinwand notiert“ (Maria Lassnig. Das neunte Jahrzehnt, Ausstellungskatalog, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien 2009, S. 31) und farblich konnotiert. In vorliegendem Bild sehen wir einen augenlosen Kopf mit groß aufgeblasener Hirnpartie, der blicklos die Kommunikation mit dem Betrachter verweigert. Begleitet wird dieses überdimensionale Gebilde von einem blässlichen, rotumrandeten Körper mit angewinkelten Knien und hilflos rudernden Armen. Fest entschlossen wirkt nur die in dynamischem Rot wiedergegebene Kinnpartie, die an eine Tierschnauze erinnert. Derartige hybride Zwitterwesen und die artifizielle Farbgebung, in der Rot- und Lilatöne mit dynamischen gelbgrünen Bildgründen kontrastiert werden, sind typisch für das Werk Maria Lassnigs, das zum Bedeutendsten gehört, was die österreichische Gegenwartskunst auch im internationalen Vergleich hervorgebracht hat.