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Arnulf Rainers „Horizontalgestaltung“ von 1951 ist charakteristisch für die Aufbruchstendenzen der künstlerischen Avantgarde in Österreich und ihrer Hinwendung zu den vielfältigen Möglichkeiten des abstrakten Gestaltens. Arnulf Rainer gelangte, gemeinsam mit Maria Lassnig, über surrealistische Bildkompositionen zu einer informellen Formensprache, die Basis für seine weitere künstlerische Praxis wurde. 1951 unternahmen Rainer und Lassnig ihre legendäre Reise nach Paris, um ebendort die Protagonisten des Surrealismus – insbesondere André Breton – kennenzulernen. Durch die Ausstellung „Véhémences confrontés“ in der Pariser Galerie Nina Dausset wurden sie buchstäblich mit den abstrakten Werken von Jackson Pollock, Willem De Kooning, Jean-Paul Riopelle, Hans Hartung, Georges Mathieu und anderen konfrontiert, was ihr künstlerisches Schaffen nachhaltig prägte. Rainers Interesse galt dabei vor allem der automatischen Kunst – der écriture automatique. Er begann damals mit den sogenannten „Blindzeichnungen“, in der vertikale und zentrale Linien im Fokus standen und mit denen er eine völlige Abkehr von jeglicher narrativen Bildauffassung vollzog. Im Vordergrund steht die unbewusste Handhabung zeichnerischer Mittel und die körperliche Gestik. Rainers „Horizontalgestaltung“ von 1951, die er noch mit seinem Künstlernamen TRR signierte, zeigt diese Suche nach einer neuen, radikalen Ausdrucksweise und sein Streben nach „Malerei, um die Malerei zu verlassen“. Die Vertikal- und Zentralgestaltung markieren Schlüsselwerke im Œuvre des Künstlers und begründeten seine internationale Position. 1973 schrieb er im Nachhinein über ihren Entstehungsprozess: „Mit der Befürchtung keinerlei Weg zu finden, die Kunst überhaupt aufzugeben, lag ich wochenlang herum, sinnierte, versuchte aber im Geiste zu zeichnen. Dabei stieß ich auf Gesten, Zeichengesten, die sich mir immer wieder aufdrängten: kurze, sekundenschnelle Kürzel. Auf kleinen Blättern wagte ich es, diese Handbewegungen seismographisch niederzuschreiben. Ich hatte etwas gefunden, ich hatte eine Outputmotorik erwischt, die mich nicht mehr losließ. Wie ein Schütze oder Fechter, zwang ich mich zu strengster Konzentration. Die Kritzel wurden bald deutlicher. Ich erkannte ihre Figuren, es waren stets die gleichen zentralen oder vertikalen Linien, manchmal ausnahmsweise wellige, haarige, weiche Striche. Naiv meinte ich, den Stein der Weisen, das Kürzel für die Kunst überhaupt gefunden zu haben. Immer öfter behielt ich jetzt die Augen offen, produzierte größere Formate, strebte die zentralen und vertikalen Gestalten bewusst an. Stilisierung und Zielsetzung hatten sich eingestellt. Ich konnte bald nichts anderes mehr machen.“ (1)
(1) Arnulf Rainer, zitiert nach Aigner/Gachnang/Zambo (Hgg.), Arnulf Rainer. Abgrundtiefe –Perspektiefe. Retrospektive 1947-1997, Ausst. Kat., Krems 1997, S. 70, zit. nach: Christa Armann, Arnulf Rainer – Das Frühwerk, Diplomarbeit, Universität Wien 2010.