Arnulf Rainer

1929 Baden bei Wien

  • Titel Vorderseite: Zentralgestaltung mit Rosa Übermalung (Entwurf für Vorgartenstraße), 1959, neuerlich überarbeitet 1974 Rückseite: Violette Übermalung, 1959 - 1964
  • Datierung 1959-1964, Überarbeitet 1974
  • Technik Öl auf Holzplatte, beidseitig bearbeitet
  • Maße 25,8 x 37,3 cm inkl. Künstlerrahmen
  • Signatur Rosa Übermalung: rechts oben signiert: A. Rainer links unten signiert und datiert: A. Rainer [19]74 rechts unten betitelt: Entwurf Vorgartenstr.
  • Provenienz Privatbesitz, Wien
  • Literatur Vgl. Straihammer/Ditz/Ditz, Arnulf Rainer. Aller Anfang ist schwer. Frühe Arbeiten 1949 - 1961, Ausstellungskatalog Arnulf Rainer Museum Baden, Köln 2009, S. 20 und 21; Vgl. Otto Breicha, Anfänge des Informel in Österreich 1949 - 1954. Lassnig - Oberhuber - Rainer, Salzburg 1997, S. 152 und 153

Die beidseitig bearbeitete Tafel ist ein interessantes Werk und im Grunde genommen weder eindeutig als Bild noch als Objekt einzuordnen. Entstanden in den Jahren 1959 und 1964, wurde sie 1974 neuerlich – von Rainer selbst – überarbeitet. Das „Doppelbild“ stammt aus Privatbesitz und wurde ehemals direkt vom Künstler erworben. Die rosa Seite datiert von 1959 und zeigt unter der farbigen Übermalung eine eingravierte Zentralgestaltung. Sie entstand als Bewerbung für eine Plastik im öffentlichen Raum für die Vorgartenstraße in Wien-Leopoldstadt. Der Entwurf wurde jedoch abgelehnt. Formal scheint Rainer Elemente seiner gestisch, informellen „Zentralisationen“, die am Beginn der 1950er Jahre entstanden als auch die Vorliebe für kräftige Farben kombiniert zu haben. So dominierten um 1958/59 neben schwarzen Bildern auch Werke in zum Teil großen Formaten in Zinnoberrot, Purpurrot und Pink. Die zweite Seite, die eine schimmernde Fläche aus grün-violett bis blau-schwarzen Farben zeigt und durch ihre interessante Reliefierung besticht, wird mit 1964 datiert. 1974 überarbeitete der Künstler die Übermalung der rosa Seite und betitelte diese mit „Entwurf für Vorgartenstraße“. Auch die violett-schwarze Seite wurde von Rainer neu lasiert. Der Schraubeneinstich von der Befestigung der beiden Holzplatten, aber auch die Schrift sowie die Jahresangabe 1959 und 1964 verschwanden unter der neuen Übermalung. Nicht aber die Reliefierung. Die vom Künstler neu angebrachten Texte und Zahlen sowie die Signatur stammen aus der Zeit der Überarbeitung. Der Metallrahmen, der die beiden Werke zusammenhält, ist Teil des Kunstwerks, da er zum Teil Farbspuren der Übermalung aufweist.

Es handelt sich um eine äußerst effektvolle und spannende Arbeit Arnulf Rainers. Der Künstler beschränkte seine „Zentralisationen“ nicht alleine auf die Fläche, sondern betonte mittels der Garvierung und der Doppelseitigkeit das Skulpturale und die Dreidimensionalität dieses Werkes.

Silvie Aigner