Hans Staudacher

1923 St. Urban, Kärnten - 2021 Wien

  • Titel Ohne Titel
  • Datierung 1987
  • Technik Acryl auf Leinwand
  • Maße 120 x 100 cm
  • Signatur mittig unten signiert: H. Staudacher rückseitig signiert und datiert: H. Staudacher 1987
  • Provenienz Privatbesitz, Österreich
  • Literatur Vgl. Hans Staudacher. Arbeiten auf Papier, Neue Galerie Linz, Linz 1993, S. 103

Der 1923 in St. Urban in Kärnten geborene Hans Staudacher ist der wichtigste österreichische Vertreter des Lettrismus. Diese literarische und künstlerische Bewegung wurde 1945 in Paris gegründet und forciert die Auseinandersetzung mit der Literatur in der Malerei. Texte werden in ihre Grundbestandteile zerlegt, Sätze werden zu Wörtern oder zu einzelnen Buchstaben.

Schriftliche Elemente sind auf den meisten Arbeiten des Künstlers Hans Staudacher zu erkennen. Teilweise fließen ganze Gedichte in seine Werke ein, in anderen Motiven finden sich einzelne Wörter, kurze Sätze oder sogar Zahlen wieder. Diese Formen kommen durch den meist eintönigen Hintergrund sehr stark zur Geltung. In unserem Gemälde sind es gelbe, rote und schwarze Akzente, die sich auf hell- bis dunkelblauem Grund befinden. In der Mitte der Leinwand kommt es zu einer Ansammlung der Zeichen und Farbflächen. Die äußere Leichtigkeit wird zur Mitte hin dichter und strukturierter.

Der Künstler lebte von 1954 bis 1962 in Paris, wo er sich mit dem Lettrismus und dem lyrischen Informel intensiv auseinandersetze. Der Künstler hat seine eigene, informelle lyrische Bildsprache entwickelt. Der Malprozess erfolgt sehr spontan: für großflächige Farbakzente schüttet er die Farbe direkt auf die Leinwand, die feinen linearen Elemente werden direkt mit der Farbtube auf die Bildfläche aufgetragen. In den 80er Jahren, in welchen auch vorliegende Arbeit entstanden ist, wurde die Malweise des Künstlers lockerer und die Gemälde strahlten durch die geringere malerische wie textuelle Dichte eine gewisse Frische aus. Die einzelnen Zeichen lassen sich nicht mehr eindeutig identifizieren. Die schriftlichen Elemente werden in dieser Phase schwer lesbar und sind mit expressiven, schwungvollen Linien gezogen.

Sein künstlerisches Schaffen brachte Hans Staudacher dreimal das Privileg ein, Österreich auf einer Biennale zu vertreten. Nach den Auftritten 1956 in Venedig und 1965 in Tokio, wo er auch den Hauptpreis gewann, gelang ihm der internationale Durchbruch. Wie für das Informell üblich, stellte der Künstler aber auch das Geschehen am Kunstmarkt in Frage. Dies bringt er in vielen seiner Bilder durch die überdimensionale Größe seiner Signatur zum Ausdruck.