Die 1856 in Triest geborene, als Landschafts- und Marinemalerin bekannt gewordene Künstlerin Camilla Leontine von Littrow entstammte einer altösterreichischen Adelsfamilie. Ihr Vater Heinrich von Littrow war Kartograf, Schriftsteller und später Leiter der nautischen Akademie in Triest. Einer ihrer Onkel war der berühmte Astronom, Universitätsprofessor und Leiter der Wiener Sternwarte Carl Ludwig von Littrow, der mit der Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Auguste von Littrow verheiratet war. Deren Tochter war die Malerin Ella von Littrow, verheiratete Lang, mit deren Biografie Leontine von Littrows oft vermischt wird.
Der Vater, zeitlebens kulturell sehr engagiert, war maßgeblich an der Gründung des Schiller-Vereins in Triest beteiligt, der für viele Jahre gesellschaftlicher Mittelpunkt der Stadt wurde. Leontine von Littrow wuchs somit in einer vielseitig gebildeten Familie, in einem künstlerisch-literarischen Umfeld auf. Die Laufbahn des Vaters führte sie schon früh in die Gegend um Triest und Abbazia, die sich später auf vielen ihrer Bilder als zauberhaftes Motiv wiederfindet. Ihre Ausbildung erhielt Leo von Littrow, wie sie liebevoll abgekürzt genannt wurde und auch signierte, in Paris als Schülerin von Jean d’Alheim, wo sie von der impressionistischen Malerei der großen Franzosen beeinflusst wurde. Lange und künstlerisch fruchtbare Aufenthalte verbrachte sie – oft gemeinsam mit ihrer Freundin und Kollegin Olga Wisinger-Florian – in Istrien und Dalmatien, wo sie in zahlreichen Gemälden imposante Stadt- und Hafenansichten, pittoreske Buchten und spontane Brandungsstudien festhielt. Als Malerin vor der Jahrhundertwende – in einem männerdominierten Fach – anerkannt zu werden, war für Frauen sehr schwer, weswegen auch Littrow ihre Gemälde immer wieder mit dem Namenskürzel „Leo Littrow“ signierte.
Zeichen für Ihre damalige Wertschätzung waren immer wiederkehrende Ausstellungen in Wien oder München. Die häufig im Œuvre Littrows angeführte Vergabe eines Ausstattungsauftrages 1883-86 für die Hochparterresäle im Naturhistorischen Museum - der einzige Auftrag an eine weibliche Künstlerin - in dem die Küste von Regusa dargestellt ist, wurde aber von ihrer Cousine Ella von Lang ausgeführt. Leontine von Littrow starb 1925 in Abbazia.