Chronologisch beginnen wir unsere diesjährige Herbstausstellung mit einer winterlichen Ansicht des Niederländers Remigius van Haanen aus dem Jahr 1842, das zu den ersten, erfolgreichen Werken in seiner zur neuen Heimat gewählten k.u.k. Monarchie Österreich-Ungarn zählt, welche unter anderem durch Rudolf von Alt und Antonietta Brandeis mit ihren beschaulichen Veduten vertreten wird. Olga Wisinger-Florian repräsentiert mit dem natürlich wie pittoresken Motiv eines lose gebundenen Sträußchens Schneeglöckchen in schönster Weise die Besonderheiten des österreichischen Stimmungsimpressionismus.
Franz von Stuck, einer der bedeutendsten Künstler und Mitbegründer der Münchner Secession, prägte nachhaltig das Bild der Pallas Athene als Schutzheilige der Secession. In unserer Ausstellung zeigen wir einen seiner im Original erhaltenen Rahmen, der mit hochwertig eingeschliffenem Spiegelglas ergänzt und von wunderschönen, mythologischen Tänzerinnen geschmückt ist. Gustav Klimt, zentraler Künstler der hiesigen Secession, verkörperte wie kaum ein anderer den Zeitgeist des Wiener Jugendstils. Seine Zeichnung „Akt von vorne“ greift nicht nur auf eine weitere von der griechischen Mythologie inspirierte Frauenfigur zurück, sondern mit ihrem expressiven Körperideal auch auf künstlerische Inspirationen durch den jüngeren Künstlerkollegen Egon Schiele. Ab 1917 setzte dieser mit neuer Detailgenauigkeit und markantem Strich seine Werke in Szene, hervorragend herausgearbeitet im spannend-prägnanten Portrait einer sitzenden Frau. Als ein weiteres Meisterwerk der Wiener Secession präsentieren wir das frühe Gemälde „Bauernhof im Marchfeld“ von Carl Moll, dessen Motiv mit seinen komplexen Lichtreflexionen deutlich die Auseinandersetzung mit der Kunst Frankreichs wiederspiegelt. Von der Freilichtmalerei ebenfalls beeinflusst, erweisen sich auch Edward Cucuels aus Licht und Farbe gebildete Schöpfungen „Dame am See“ und „Sturm an der Küste von Sorrent“. Die Werke von Oskar Mulley, Josef Stoitzner, Karl Maria Schuster und Felix Heuberger, in ihrem jeweils ganz eigenen Stil die Schönheiten und Besonderheiten unserer österreichischen Berg- und Seenwelt zeigend, führen bereits in die 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. Alfons Walde setzt dezidiert die Tiroler Bergwelt mit seinen Bewohnern in Szene und mit einer eindrucksvollen Aktdarstellung auch eine Hommage an die Frau.
Emil Nolde führt hingegen seine nordische Heimat in komplexer Nass-in-Nass-Technik des Aquarells mit höchster Leuchtkraft vor Augen. Die durch die Nebeneinanderstellung komplementärer Töne entstehende Brillanz der Farben findet sich auch in Gerhild Diesners Werken, die dabei höchst komplex oftmals aus in die Fläche hochgeklappten Raumausschnitten konstruiert sind. Serge Poliakoff wiederum erhebt die Farbe in seinen Werken im absoluten Autonomiestatus über jeglichen Gegenstandsbezug. In seinem außergewöhnlichen Farbempfinden wählt er das Kolorit dabei intuitiv und lässt Materie, Licht, Form und Farbe vibrierend verschmelzen, wie die drei hier ausgestellten Lithographien seines letzten Lebensjahres hervorragend veranschaulichen. Von Hermann Nitsch präsentieren wir unter anderem eine Mischtechnik der 64. Malaktion. Minutiös dokumentiert, gibt der ausführliche Begleittext im folgenden Katalogteil die Geschehnisse im Museo MART in Rovereto im Oktober 2012 wieder. Mit virtuosen Farblandschaften Nikolaus Mosers, denen wir zuletzt eine Einzelausstellung in unserer Galerie gewidmet hatten, beschließen wir in chronologischer Sicht unsere diesjährige Herbstausstellung.
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre unseres Kataloges und freuen uns auf Ihren Besuch in unserer Galerie! Hier gelangen Sie zum digitalen Ausstellungskatalog